Satz des Jahres 2022 gewählt

Satz des Jahres 2022 gewählt

Satz des Jahres 2022 gewählt: „Wir erleben eine Zeitenwende.“

„Wir erleben eine Zeitenwende.“ ist Satz des Jahres 2022

Eine Jury bestehend aus dem Kommunikationspsychologen Prof. Dr. Friedemann Schulz von Thun, der Kabarettistin Turid Müller und dem Strategieberater Milon Gupta hat am 5. Januar den Satz des Jahres 2022 bekannt gegeben. Gewonnen hat mit „Wir erleben eine Zeitenwende.“ Olaf Scholz (CDU).

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte den diesjährigen Sieger-Satz in seiner Regierungserklärung zum Ukraine-Krieg am 27. Februar 2022 vor dem Deutschen Bundestag geäußert. Der Satz fiel in einer Sondersitzung des Bundestages drei Tage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine.

Nach Ansicht der Jury bringe der ausgewählte Satz ein zentrales gesellschaftliche Thema des Jahres 2022 in Deutschland auf den Punkt, nämlich die grundlegenden politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs. In den Bewertungskategorien „Relevanz“, „Wirkung“ und „Prägnanz“ habe der Satz von der Jury jeweils den Höchstwert erhalten (5 aus 5).

Wie Scholz in seiner Rede erklärte, bedeute der Satz: „Die Welt danach ist nicht mehr dieselbe wie die Welt davor.“ Immer wieder sei der Satz des Kanzlers inzwischen zitiert worden, was auch die über 28.000 Suchmaschinen-Ergebnisse auf Google belegen. Bemerkenswert fand die Jury an dem Satz auch das von Scholz verwendete Verb „erleben“, welches den mangelnden Einfluss Deutschlands auf die beobachtete Zeitenwende andeute. Da das Schlüsselwort des Satzes, „Zeitenwende“, von Scholz und anderen seit dem 27. Februar häufig wiederholt wurde, hat es die Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres gekürt.

Der Scholz-Satz landete knapp vor dem Ausspruch „Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht.“ von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock vom 24. Februar zum gleichen Thema. Nach Ansicht der Jury bringe auch dieser Satz prägnant die radikal veränderte Weltlage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine zum Ausdruck. Im Gegensatz zum „Zeitenwende“-Satz habe Baerbocks Satz jedoch deutlich weniger Resonanz in Medien und Öffentlichkeit gefunden, wie die Zahl von knapp 1.400 Suchmaschinen-Ergebnissen auf Google belege.

Weitere Platzierungen

„Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht.“
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am 24. Februar nach einer Sitzung des Krisenstabs im Auswärtigen Amt nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine

„Wenn man Putin ein bisschen schaden will, dann spart man Energie.“
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in einem Statement am 5. März 2022

„Das sind die Momente in der Außenpolitik wo man eigentlich nur zwischen Pest und Cholera wählen kann.“
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am 6. März in der ARD-Talkshow-Sendung „Anne Will“ zur Entscheidung der Bundesregierung gegen eine Flugverbotszone über der Ukraine

„Wir sind gescheitert mit der Errichtung eines gemeinsamen europäischen Hauses, in das Russland einbezogen wird.“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, SPD, am 4. April nach Kritik vor allem aus der Ukraine zur bisherigen Russlandpolitik Deutschlands, die er wesentlich mitgeprägt hatte

Bemerkenswert fand die Jury auch folgenden Satz zu einem 2022 weniger beachteten Thema:
„Wir Fußballerinnen sollten ab der 2. Liga so gut verdienen, dass niemand mehr nebenbei arbeiten gehen muss.„
Fußballnationalspielerin Lina Magull am 11. Juli in der Bild-Zeitung

Insgesamt waren 23 Vorschläge bei der Jury eingegangen. Das Hauptkriterium für die ausgewählten Sätze war, dass sie wichtige gesellschaftliche Trends im Deutschland des Jahres 2022 auf den Punkt bringen.

Hintergrund der Aktion

Der Satz des Jahres wurde in diesem Jahr zum 14. Mal bekannt gegeben. Die Aktion, die es seit 2009 gibt und die von Milon Gupta ins Leben gerufen wurde, ist privat organisiert und verfolgt keine kommerziellen oder parteipolitischen Absichten. Ihr Ziel ist es, die Menschen in Deutschland für den öffentlichen Gebrauch von Sprache zu sensibilisieren und prägnante Aussagen, die repräsentativ für ein Jahr sind, vor dem Vergessen zu bewahren.

Sätze der vergangenen Jahre

  • 2021: „Besiegen wir das Virus nicht weltweit, kommt es mit dem nächsten Flieger zurück.“ – Bundesentwicklungsminister Gerd Müller
  • 2020: „Hass ist keine Meinung.“ – Heinrich Bedford-Strohm, EKD-Ratsvorsitzender
  • 2019: „Bitte hört auf die Wissenschaft!“ – Klimaaktivistin Luisa Neubauer
  • 2018: „Ich lasse mich nicht von einer Kanzlerin entlassen, die nur wegen mir Kanzlerin ist.“ – Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU)
  • 2017: „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren.“ – FDP-Vorsitzender Christian Lindner
  • 2016: „Wir haben im Moment keinen Zustand von Recht und Ordnung.“ – Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU)
  • 2015: „Wir haben so vieles geschafft – wir schaffen das!“ – Bundeskanzlerin Angela Merkel
  • 2014: „Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen.“ – CSU-Leitantragsentwurf zu „Bildung – Migration – Integration“
  • 2013: „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ – Bundeskanzlerin Angela Merkel
  • 2012: „Mir fehlte das Fingerspitzengefühl.“ – SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück
  • 2011: „Fukushima hat meine Haltung zur Kernenergie verändert.“ – Bundeskanzlerin Angela Merkel
  • 2010: „Die Zeit der Basta-Politik ist vorbei.“ – Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler
  • 2009: „Das steht mir zu.“ – Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt zur Dienstwagenaffäre

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Hier geht es um alles, was Text- und Büchermenschen wie mich interessiert. Neben sprachlichen und kulturellen Themen sowie solchen aus der Welt der Bücher sind das unter anderem das (kreative) Schreiben, Redewendungen und ihre Herkunft, skurrile Schlagzeilen und das eine oder andere unnütze Wissen. Und da immer mal wieder Menschen wissen möchten, wie ich denn eigentlich zu meinem Beruf der Lektorin gekommen bin, werde ich hier auch hin und wieder etwas aus dem Nähkästchen plaudern, um genau solche Fragen zu beantworten.
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