Satz des Jahres 2017 gewählt

Satz des Jahres 2017 gewählt

Satz des Jahres 2017 gewählt: „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren.“

„Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren.“ ist Satz des Jahres 2017

Eine Jury bestehend aus dem Hohenheimer Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Frank Brettschneider, dem Kölner Kabarettisten Thilo Seibel und dem Satz-des-Jahres-Organisator Milon Gupta hat am 8. Januar den Satz des Jahres 2017 bekannt gegeben. Gewonnen hat mit „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren.“ Christian Lindner (FDP).

Lindner hatte mit dieser Aussage am 19. November 2017 den Rückzug seiner Partei von den Sondierungen für eine Jamaika-Koalition mit CDU/CSU und Grünen begründet.

Nach Ansicht der Jury bringe der Satz ein zentrales politisches Ereignis des Jahres 2017 auf den Punkt, nämlich das Scheitern der Jamaika-Sondierungen nach der Bundestagswahl. Der Satz habe das „Jamaika-Aus“ (Wort des Jahres 2017) besiegelt und Deutschland einen Jahreswechsel ohne gewählte Bundesregierung beschert. Neben der inhaltlichen Relevanz sei für die Auswahl des
Satzes auch seine erhebliche Wirkung ausschlaggebend gewesen. Er habe ein gewaltiges Echo in den Medien und eine öffentliche Debatte über die Gründe der FDP und deren Stichhaltigkeit verursacht. Die Jury fand es in diesem Zusammenhang bemerkenswert, dass der FDP-Vorsitzende offenbar zu wissen glaubt, was richtiges und falsches Regieren ist. Dieser Absolutheitsanspruch ließe sich, je nach Standpunkt, als Prinzipientreue oder als mangelnde Kompromissbereitschaft deuten.

Weitere Platzierungen
(in chronologischer Reihenfolge)

„Wir werden Frau Merkel oder wen auch immer jagen – und wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen.“
AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland am 24. September nach der Bundestagswahl zur künftigen Rolle seiner Partei im Parlament.
Begründung: Dieser Satz führte zu einem großen Medienecho und steht beispielhaft für die rechtspopulistische Rhetorik der AfD, mit der ihr der Einzug in den Bundestag gelang.

„Ein bisschen wehmütig – und ab morgen kriegen sie in die Fresse!“
Die neue SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles am 27. September auf die Frage, wie sie sich nach ihrer letzten Kabinettssitzung mit den Unionskollegen fühle.
Begründung: Der Satz sorgte für hohe öffentliche Resonanz. Er steht beispielhaft für die Zerrissenheit der SPD, die sich einerseits an das Ausüben von Macht in der Großen Koalition gewöhnt hatte, andererseits aber direkt nach der Wahl entschied, in die Opposition zu gehen. Die derbe Wortwahl kann als Indiz dafür gesehen werden, wie tief der Frust bei Frau Nahles über die Wahlniederlage saß.

Folgender Satz hätte es aus Sicht der Jury verdient, mehr Beachtung zu finden:

„Lassen Sie uns aufeinander Acht geben!“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 25. Dezember in seiner Weihnachtsansprache.
Begründung: In punkto öffentliche Wirkung hatte dieser Appell keine Aussicht, ein Anwärter auf den Satz des Jahres zu sein. Die Jury hält ihn dennoch für sehr relevant: Auch 2017 erschienen Toleranz und gegenseitiger Respekt in der deutschen Gesellschaft rückläufig, wie die Wellen von Hasspredigten, Beleidigungen und Mobbing in den sozialen Medien gezeigt haben.

Insgesamt waren 38 Vorschläge bei der Jury eingegangen. Das Hauptkriterium für die ausgewählten Sätze war, dass sie wichtige gesellschaftliche Trends im Deutschland des Jahres 2017 auf den Punkt bringen.

Hintergrund der Aktion

Der Satz des Jahres wurde in diesem Jahr zum neunten Mal bekannt gegeben. Die Aktion, die es seit 2009 gibt und die von Milon Gupta ins Leben gerufen wurde, ist privat organisiert und verfolgt keine kommerziellen oder parteipolitischen Absichten. Ihr Ziel ist es, die Menschen in Deutschland für den öffentlichen Gebrauch von Sprache zu sensibilisieren und prägnante Aussagen, die repräsentativ für ein Jahr sind, vor dem Vergessen zu bewahren.

Sätze der vergangenen Jahre

  • 2016: „Wir haben im Moment keinen Zustand von Recht und Ordnung.“ – Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU)
  • 2015: „Wir haben so vieles geschafft – wir schaffen das!“ – Bundeskanzlerin Angela Merkel
  • 2014: „Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen.“ – CSU-Leitantragsentwurf zu „Bildung – Migration – Integration“
  • 2013: „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ – Bundeskanzlerin Angela Merkel
  • 2012: „Mir fehlte das Fingerspitzengefühl.“ – SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück
  • 2011: „Fukushima hat meine Haltung zur Kernenergie verändert.“ – Bundeskanzlerin Angela Merkel
  • 2010: „Die Zeit der Basta-Politik ist vorbei.“ – Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler
  • 2009: „Das steht mir zu.“ – Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt zur Dienstwagenaffäre

Über meinen Blog

Herzlich willkommen auf meinem Blog.

Hier geht es um alles, was Text- und Büchermenschen wie mich interessiert. Neben sprachlichen und kulturellen Themen sowie solchen aus der Welt der Bücher sind das unter anderem das (kreative) Schreiben, Redewendungen und ihre Herkunft, skurrile Schlagzeilen und das eine oder andere unnütze Wissen. Und da immer mal wieder Menschen wissen möchten, wie ich denn eigentlich zu meinem Beruf der Lektorin gekommen bin, werde ich hier auch hin und wieder etwas aus dem Nähkästchen plaudern, um genau solche Fragen zu beantworten.
Außerdem informiere ich über Neuigkeiten aus der Welt der Bits und Bytes, etwa wenn Google mal wieder an seinem Algorithmus schraubt und es neue Rankingfaktoren für Internetseiten gibt.

Wenn Ihnen mein Blog gefällt, dann lassen Sie es mich gern wissen und empfehlen Sie ihn weiter. Herzlichen Dank! ツ