„Das Internet ist für uns alle Neuland.“ ist Satz des Jahres 2013
Eine Jury bestehend aus dem Hohenheimer Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Frank Brettschneider, der Bamberger Kabarettistin Mia Pittroff und dem Satz-des-Jahres-Organisator Milon Gupta hat am 14. Januar den Satz des Jahres 2013 bekannt gegeben. Gewonnen hat mit „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie hatte diesen Satz, der vollständig „Das Internet ist für uns alle Neuland, und es ermöglicht auch Feinden und Gegnern unserer demokratischen Grundordnung mit völlig neuen Möglichkeiten und völlig neuen Herangehensweisen unsere Art zu leben in Gefahr zu bringen.“ lautete, am 19. Juni 2013 bei einer Pressekonferenz mit US-Präsident Barack Obama geäußert und damit kontroverse Diskussionen in den sozialen Netzwerken und in den klassischen Massenmedien entfacht.
Der Satz fiel, als die Bundeskanzlerin vor der Presse ihr Gespräch mit Präsident Obama zum Thema der Internet-Überwachung durch den US-Geheimdienst NSA erläutern wollte. Überzeugt habe er die Jury aus zwei Gründen: Zum einen greife er ein zentrales politisches und gesellschaftliches Thema des Jahres 2013 auf, nämlich das Internet und seine Nutzung vor dem Hintergrund globaler Ausspähung durch Geheimdienste. Zum anderen habe der gekürte Satz eine intensive gesellschaftliche Debatte ausgelöst.
Die Reaktionen reichten von Häme und Spott über die vermeintliche Unkenntnis der Kanzlerin bis hin zu Diskussionen über die Internet-Politik der Bundesregierung und die digitale Teilung zwischen Bundesbürgern, die sich im Internet heimisch fühlen, und jenen, für die das Internet auch 20 Jahre nach seinem weltweiten Durchbruch Neuland darstellt. Allein auf dem Internet-Kurznachrichtendienst Twitter publizierten Nutzer unter dem Hashtag #Neuland innerhalb von einem Tag Tausende von Kommentaren.
Weitere Platzierungen
(in chronologischer Reihenfolge)
„Sie war praktisch nicht nur Sekretärin, sondern Assistentin, die ganze Woche verfügbar, auch am Sonntag.“
Georg Schmid (CSU), ehemaliger Fraktionsvorsitzender im bayerischen Landtag, am 25. April 2013 in der Verwandtenaffäre des bayerischen Landtags zur Rechtfertigung des Entgelts seiner Ehefrau, die er 23 Jahre lang auf Staatskosten beschäftigt hatte.
„Ich habe eine große Torheit begangen, einen Riesenfehler, den ich so gut wie möglich korrigieren will.“
FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß zu seiner Steuerhinterziehung, 1. Mai 2013.
„Sie kennen mich, und Sie wissen, was ich anpacken möchte und wie ich das mache.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel am 1. September 2013 in ihrem Schluss-Statement beim „TV-Duell“ der Kanzlerkandidaten mit Peer Steinbrück zur Bundestagswahl.
„Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel am 23. Oktober 2013 bei einem EU-Gipfeltreffen zur NSA-Spähaffäre, nachdem herausgekommen war, dass ihr Telefon vom US-Geheimdienst abgehört worden war.
„Wer betrügt, der fliegt.“
Statement gegen Armutsmigration aus Osteuropa aus einer am 29. Dezember 2013 bekannt gewordenen Beschlussvorlage der CSU-Landesgruppe für deren Klausurtagung im Januar 2014.
Insgesamt waren mehr als 30 Vorschlägen bei der Jury eingegangen. Das Hauptkriterium für die ausgewählten Sätze war, dass sie wichtige gesellschaftliche Trends im Deutschland des Jahres 2013 auf den Punkt bringen.
Hintergrund der Aktion
Der Satz des Jahres wurde in diesem Jahr zum fünften Mal bekannt gegeben. Die Aktion, die es seit 2009 gibt und die von Milon Gupta ins Leben gerufen wurde, ist privat organisiert und verfolgt keine kommerziellen oder parteipolitischen Absichten. Ihr Ziel ist es, die Menschen in Deutschland für den öffentlichen Gebrauch von Sprache zu sensibilisieren und prägnante Aussagen, die repräsentativ für ein Jahr sind, vor dem Vergessen zu bewahren.
Sätze der vergangenen Jahre
- 2012: „Mir fehlte das Fingerspitzengefühl.“ – SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück
- 2011: „Fukushima hat meine Haltung zur Kernenergie verändert.“ – Bundeskanzlerin Angela Merkel
- 2010: „Die Zeit der Basta-Politik ist vorbei.“ – Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler
- 2009: „Das steht mir zu.“ – Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt zur Dienstwagenaffäre