Satz des Jahres 2020 gewählt

Satz des Jahres 2020 gewählt

Satz des Jahres 2020 gewählt: „Hass ist keine Meinung.“

„Hass ist keine Meinung.“ ist Satz des Jahres 2020

Eine Jury bestehend aus dem Hohenheimer Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Frank Brettschneider, der Hamburger Kabarettistin Turid Müller und dem Satz-des-Jahres-Organisator Milon Gupta hat am 5. Januar den Satz des Jahres 2020 bekannt gegeben. Gewonnen hat mit „Hass ist keine Meinung.“ der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm.

Bedford-Strohm hatte diesen Satz in Bezug auf Hass und Hetze in sozialen Medien in einem Interview mit der „Augsburger Allgemeine“ am 4. Januar 2020 geäußert.

Im Zusammenhang mit seinem Engagement in der Seenotrettung von Flüchtlingen hatte Bedford-Strohm Morddrohungen erhalten. In dem Interview erläuterte er den nun zum Sieger-Satz gekürten Satz wie folgt: „Überall, wo die Verächtlichmachung und Sabotage der Menschenwürde öffentlich propagiert wird, kann man sich nicht auf die Meinungsfreiheit berufen.“

Nach Ansicht der Jury bringe der Satz ein zentrales gesellschaftliches Thema des Jahres 2020 auf den Punkt, nämlich die Zunahme von Hassrede und Hasskommentaren in sozialen Medien und bei Demonstrationen wie den Querdenker-Demos im Herbst und dem sogenannten Sturm auf den Reichstag am 29. August. Menschen, die sich demokratisch engagieren, darunter Politiker, Journalisten und Kabarettisten, sähen sich zunehmend Hass und Drohungen ausgesetzt. Anonyme Hass-Prediger in sozialen Medien und Demonstranten mit Hass-Parolen beriefen sich auf die Meinungsfreiheit, wenn sie andere Menschen und deren Werte und Meinungen aggressiv herabsetzen.

Im Jahr 2020 habe dieser verbal geäußerte Hass ein Klima geschaffen, das eine Zunahme rechtsextremer Gewalt gefördert habe; genannt sei laut Jury nur der Anschlag von Hanau im Februar. Der Satz des Jahres thematisiere dies auf prägnante Weise und vertrete eine klare Haltung gegen die ungehemmte Verbreitung von Hass. Der Satz sei nach dem Anschlag von Hanau unter anderem von der ehemaligen Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger aufgegriffen worden. In einem Tweet vom 21. Februar schrieb sie: „Zu oft wird Hass relativiert oder unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit legitimiert – doch Hass ist keine Meinung.“

Der diesjährige Sieger-Satz ist nicht neu: Bereits 2017 wurde er als Titel eines Buches der Grünen-Politikerin Renate Künast verwendet. Im Kontext des zunehmenden Rechtsextremismus im Jahr 2020, den Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) als die größte Bedrohung im Land bezeichnete, erhalte der Satz jedoch eine besondere Aktualität – dies auch gerade dadurch, dass Rechtsextreme die grundsätzlich durch Demonstrationsrecht und Meinungsfreiheit legitimierten Proteste gegen Corona-Lockdowns dafür missbrauchten, ihren Hass auf den demokratischen Rechtsstaat zu verbreiten.

Weitere Platzierungen

„Bleiben Sie gesund!“
Häufig verwendete Gruß-Floskel im Corona-Jahr.

„In Moria sind die Werte der EU in Flammen aufgegangen.“
Dietmar Bartsch, Vorsitzender der Linksfraktion, im Bundestag am 11. September 2020, zu den Versäumnissen der EU rund um die Zustände und Vorgänge im abgebrannten griechischen Flüchtlingslager Moria.

Insgesamt waren 16 Vorschläge bei der Jury eingegangen. Das Hauptkriterium für die ausgewählten Sätze war, dass sie wichtige gesellschaftliche Trends im Deutschland des Jahres 2020 auf den Punkt bringen.

Hintergrund der Aktion

Der Satz des Jahres wurde in diesem Jahr zum zwölften Mal bekannt gegeben. Die Aktion, die es seit 2009 gibt und die von Milon Gupta ins Leben gerufen wurde, ist privat organisiert und verfolgt keine kommerziellen oder parteipolitischen Absichten. Ihr Ziel ist es, die Menschen in Deutschland für den öffentlichen Gebrauch von Sprache zu sensibilisieren und prägnante Aussagen, die repräsentativ für ein Jahr sind, vor dem Vergessen zu bewahren.

Sätze der vergangenen Jahre

  • 2019: „Bitte hört auf die Wissenschaft!“ – Klimaaktivistin Luisa Neubauer
  • 2018: „Ich lasse mich nicht von einer Kanzlerin entlassen, die nur wegen mir Kanzlerin ist.“ – Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU)
  • 2017: „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren.“ – FDP-Vorsitzender Christian Lindner
  • 2016: „Wir haben im Moment keinen Zustand von Recht und Ordnung.“ – Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU)
  • 2015: „Wir haben so vieles geschafft – wir schaffen das!“ – Bundeskanzlerin Angela Merkel
  • 2014: „Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen.“ – CSU-Leitantragsentwurf zu „Bildung – Migration – Integration“
  • 2013: „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ – Bundeskanzlerin Angela Merkel
  • 2012: „Mir fehlte das Fingerspitzengefühl.“ – SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück
  • 2011: „Fukushima hat meine Haltung zur Kernenergie verändert.“ – Bundeskanzlerin Angela Merkel
  • 2010: „Die Zeit der Basta-Politik ist vorbei.“ – Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler
  • 2009: „Das steht mir zu.“ – Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt zur Dienstwagenaffäre

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