„Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen.“ ist Satz des Jahres 2014
Eine Jury bestehend aus dem Hohenheimer Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Frank Brettschneider, dem Bamberger Kabarettisten Götz Frittrang und dem Satz-des-Jahres-Organisator Milon Gupta hat am 12. Januar den Satz des Jahres 2014 bekannt gegeben. Gewonnen hat mit „Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen.“ die CSU.
Der Satz stammt aus einem Leitantragsentwurf zu den Themen „Bildung – Migration – Integration“ vom 5. Dezember 2014 für den CSU-Parteitag in Nürnberg. Nach Ansicht der Jury habe der Satz wie kein anderer im Jahr 2014 kontroverse Diskussionen über das zentrale innenpolitische Thema der Integration von Zuwanderern verursacht. Er stehe repräsentativ für die Schwierigkeiten insbesondere der konservativen Parteien, konstruktive Lösungen zur Integration von Migranten zu entwickeln. Zugleich stehe der Sieger-Satz aus Sicht der Jury für einen parteiübergreifenden Trend in der deutschen Politik, stärker als bisher in die private Lebensgestaltung der Bürgerinnen und Bürger eingreifen zu wollen.
Der umstrittene Satz löste intensive Reaktionen aus, die vor allem aus Ablehnung und Spott bestanden. Auf dem Internet-Kurznachrichtendienst Twitter publizierten Kritiker unter dem Hashtag #YallaCSU (arabisch für „Vorwärts CSU“) zahlreiche ablehnende Kommentare. Unter dem Druck der öffentlichen Meinung änderte die CSU den strittigen Text. Die Formulierung in der Endfassung des Leitantrags vom 9. Dezember 2014 lautete: „Wer dauerhaft hier leben will, soll motiviert werden, im täglichen Leben deutsch zu sprechen.“
Weitere Platzierungen
(in chronologischer Reihenfolge)
„Europa befindet sich ganz ohne Zweifel in der schärfsten Krise seit dem Mauerfall.“
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier am 1. März 2014 zur Ukraine-Krise.
„Ganz Deutschland ist Weltmeister!“
Nationaltorhüter Manuel Neuer am 14. Juli 2014 zum Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft.
„Befristete Jobs wirken wie die Antibabypille.“
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig am 17. August 2014 zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei befristeten Arbeitsverhältnissen.
„Vielleicht sollte man autonomes Fahren auf der Schiene beginnen, dann hätte man das Problem mit der GDL nicht.“
Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth am 7. November 2014 zu den Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL).
Das Hauptkriterium für die ausgewählten Sätze war, dass sie wichtige gesellschaftliche Trends im Deutschland des Jahres 2014 auf den Punkt bringen.
Hintergrund der Aktion
Der Satz des Jahres wurde in diesem Jahr zum sechsten Mal bekannt gegeben. Die Aktion, die es seit 2009 gibt und die von Milon Gupta ins Leben gerufen wurde, ist privat organisiert und verfolgt keine kommerziellen oder parteipolitischen Absichten. Ihr Ziel ist es, die Menschen in Deutschland für den öffentlichen Gebrauch von Sprache zu sensibilisieren und prägnante Aussagen, die repräsentativ für ein Jahr sind, vor dem Vergessen zu bewahren.
Sätze der vergangenen Jahre
- 2013: „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ – Bundeskanzlerin Angela Merkel
- 2012: „Mir fehlte das Fingerspitzengefühl.“ – SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück
- 2011: „Fukushima hat meine Haltung zur Kernenergie verändert.“ – Bundeskanzlerin Angela Merkel
- 2010: „Die Zeit der Basta-Politik ist vorbei.“ – Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler
- 2009: „Das steht mir zu.“ – Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt zur Dienstwagenaffäre