„Wir haben so vieles geschafft – wir schaffen das!“ ist Satz des Jahres 2015
Eine Jury bestehend aus dem Hohenheimer Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Frank Brettschneider, dem Bamberger Kabarettisten Götz Frittrang und dem Satz-des-Jahres-Organisator Milon Gupta hat am 11. Januar den Satz des Jahres 2015 bekannt gegeben. Gewonnen hat mit „Wir haben so vieles geschafft – wir schaffen das!“ Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die am 31. August 2015 in Berlin mit dieser Aussage bei ihrer Sommerpressekonferenz dafür plädierte, die Flüchtlingssituation optimistisch anzugehen.
Nach Ansicht der Jury habe der Satz wie kein anderer im Jahr 2015 die politische Diskussion über den Umgang mit Flüchtlingen geprägt. Er bringe prägnant die Haltung der Bundeskanzlerin zum Flüchtlingsthema auf den Punkt und habe kontroverse Reaktionen ausgelöst.
Zahlreiche Zitate und Abwandlungen sowie rund 300.000 Internet-Suchtreffer belegen die enorme Wirkung des Ausspruchs. Dazu gehören auch ablehnende Varianten wie der Satz des Tübinger Grünen-Politikers Boris Palmer: „Wir schaffen das nicht“.
Merkels Satz hat berühmte Vorläufer. Bundeskanzler Helmut Kohl sagte 1990 zur Deutschen Einheit: „Wir werden es schaffen“. Und auch Barack Obamas Wahlkampfmotto von 2008 klang ähnlich: „Yes, we can!“ („Ja, wir können!“).
Weitere Platzierungen
(in chronologischer Reihenfolge)
„Für uns ist nicht entscheidend, wie jemand heißt oder wer seine Mutter ist, an welchen Gott er glaubt oder welche Feste er feiert.“
Bundespräsident Joachim Gauck am 9. Januar 2015 nach den Terrorakten von Paris in einem Plädoyer für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
„Verwahrloste Städte, Gemeinden und Kreise produzieren verwahrloste Seelen.“
Vizekanzler Sigmar Gabriel, SPD, am 9. April 2015 in Naumburg über die Gefahren, die durch mangelnde Finanzausstattung der Kommunen drohen.
„Das Erreichen von Klimaschutzzielen ist wichtig, aber nicht um jeden Preis!“
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, SPD, am 1. Mai 2015 bei der zentralen Mai-Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Aachen.
„Heute bist du ja schon Rebell, wenn du bei deiner Meinung bleibst.“
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach am 23. Juli 2015 in Bergisch Gladbach über seine Gründe, das Amt als Vorsitzender des Bundestagsinnenausschusses niederzulegen.
Insgesamt waren 32 Vorschläge bei der Jury eingegangen. Das Hauptkriterium für die ausgewählten Sätze war, dass sie wichtige gesellschaftliche Trends im Deutschland des Jahres 2015 auf den Punkt bringen.
Hintergrund der Aktion
Der Satz des Jahres wurde in diesem Jahr zum siebenten Mal bekannt gegeben. Die Aktion, die es seit 2009 gibt und die von Milon Gupta ins Leben gerufen wurde, ist privat organisiert und verfolgt keine kommerziellen oder parteipolitischen Absichten. Ihr Ziel ist es, die Menschen in Deutschland für den öffentlichen Gebrauch von Sprache zu sensibilisieren und prägnante Aussagen, die repräsentativ für ein Jahr sind, vor dem Vergessen zu bewahren.
Sätze der vergangenen Jahre
- 2014: „Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen.“ – CSU-Leitantragsentwurf zu „Bildung – Migration – Integration“
- 2013: „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ – Bundeskanzlerin Angela Merkel
- 2012: „Mir fehlte das Fingerspitzengefühl.“ – SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück
- 2011: „Fukushima hat meine Haltung zur Kernenergie verändert.“ – Bundeskanzlerin Angela Merkel
- 2010: „Die Zeit der Basta-Politik ist vorbei.“ – Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler
- 2009: „Das steht mir zu.“ – Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt zur Dienstwagenaffäre