Anglizismus des Jahres 2019 gewählt

Anglizismus des Jahres 2019 gewählt

Anglizismus des Jahres 2019 gewählt: … for future

„… for future“ ist Anglizismus des Jahres 2019

Die Jury um Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin hat am 28. Januar den Anglizismus des Jahres 2019 bekannt gegeben. Gewonnen hat der Phraseologismus „… for future“, der sich gegen „OK Boomer“ (Publikumsliebling) und „Deepfake“ durchsetzen konnte.

Bei dem Ausdruck „… for future“ handelt es sich um eine sogenannte Phraseoschablone – eine Redewendung mit einer Leerstelle, in die verschiedene Wörter eingesetzt werden können. Diese gehe zurück auf das Ende 2018 von der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg geprägte Schlagwort „Fridays for Future“, das schnell zu einem Namen für von Jugendlichen getragene Klimaschutzbewegungen in vielen Ländern wurde. Zunächst benannten sich andere Bewegungen in Analogie zu diesem Namen, etwa „Scientists for Future“ und „Students for Future“. Anschließend habe sich eine produktive Schablone gebildet, die allgemein die Klimafreundlichkeit bestimmter Verhaltensweisen nahelegen sollte;
Beispiele: Umweltschutzorganisationen mahnen ein böllerfreies „Silvester for future“ an oder geben unter „Feiern for future“ Tipps für ein nachhaltiges Weihnachten; Berichte über klimaneutrale Wohngemeinschaften („WG for future“); Forderung eines Verfassungsstatus für Nachhaltigkeit („Grundgesetz for future“).

Überzeugt habe die Jury an dem Sieger-Wort die Verbreitung kreativer Verwendungen im öffentlichen Sprachgebrauch und die zentrale Bedeutung, die er in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung um einen angemessenen Umgang mit der Erderwärmung und ihren Konsequenzen einnimmt. Außerdem zeige die Geschichte des Ausdrucks, dass Anglizismen ein globales, nicht auf das Deutsche begrenztes Phänomen und ihre Entstehung und Entwicklung ein aktiver Prozess sind, in dem verschiedene Sprachgemeinschaften englisches Lehngut zur Bildung neuer Ausdrücke nutzen. Dass eine schwedische Muttersprachlerin einen englischen Slogan prägt, der dann weltweit aufgegriffen und als Muster zur Namensbildung von Klimaschutzbewegungen verwendet wird, bis er schließlich im Deutschen zu einem allgemeinen Ausdruck für klimabewusstes Handeln wird, zeige, dass die englische Sprache längst nicht mehr den traditionell englischsprachigen Ländern gehört, sondern uns allen.

Weitere Wörter

  • „OK Boomer“ – wird hauptsächlich von den als „Millenials“ und „Gen Z“ bezeichneten Generationen verwendet, um Aussagen und Ansichten der Baby-Boomer-Generation auf sarkastische Weise abzutun, die sie als besserwisserisch, selbstgerecht und herablassend und damit als nicht relevant für ihre eigene Lebenswelt empfinden; wurde erstmals 2009 im Internetforum reddit verwendet, führte aber bis 2019 ein randständiges Dasein; ab Mitte 2019 verbreite sich der Ausdruck sprunghaft zunächst in den sozialen Medien und dann in der gesprochenen Sprache junger Menschen auch in den deutschsprachigen Ländern
  • „Deepfake“ – dieses Kofferwort aus „Deep Learning“ und „fake“ bezeichnet eine auf neuronalen Netzwerken beruhende, oft manipulativ eingesetzte Technik zur Erzeugung oder Verfälschung statischer oder bewegter Bilder, die wie echte Fotos oder Videos wirken; in der Fachsprache schon seit 2017 nachweisbar, gelangte der Begriff 2019 durch Diskussionen über die potenzielle Gefahr dieser Technik in einen allgemeineren Sprachgebrauch. In diesen Diskussionen kommt die Sorge über eine zunehmende Realitätsverzerrung in medialen Repräsentationen zum Ausdruck, die sich auch im Anglizismus des Jahres 2016, Fake News, zeigte.

Hintergrund der Aktion

Die unabhängige Initiative „Anglizismus des Jahres“ gibt es seit 2010. Gegründet wurde sie von dem Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin, der auch Juryvorsitzender ist. Lexikografisch wird die Wörterwahl durch PD Dr. Alexander Geyken und Dr. Lothar Lemnitzer vom Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften begleitet. Beide gehören seit Januar 2019 dem neu gegründeten Zentrum für digitale Lexikografie der deutschen Sprache (ZDL) an, dessen Ziel der Aufbau eines frei zugänglichen digitalen Informationssystems zum deutschen Wortschatz in Geschichte und Gegenwart ist. Dr. Marc Kupietz, Leiter des Bereichs Korpuslinguistik am Leibnitz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim (IDS), ermittelt auf der Grundlage des Deutschen Referenzkorpus zuverlässige Häufigkeiten zu den Wortkandidaten. Vervollständigt wird die Jury durch die Gründungsmitglieder Dr. Susanne Flach von der Université de Neuchâtel und Dr. Kristin Kopf (Universität Münster und IDS Mannheim). Die Aktion würdigt jährlich den positiven Beitrag des Englischen zur Entwicklung des deutschen Wortschatzes und will zum besseren Verständnis von Lehnwörtern beitragen.

Anglizismen der vergangenen Jahre

  • 2018: Gendersternchen
  • 2017: Influencer
  • 2016: Fake News
  • 2015: Refugees Welcome
  • 2014: Blackfacing
  • 2013: die Nachsilbe ‑gate
  • 2012: Crowdfunding
  • 2011: Shitstorm
  • 2010: leaken

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