Anglizismus des Jahres 2017 gewählt

Anglizismus des Jahres 2017 gewählt

Anglizismus des Jahres 2017 gewählt: Influencer

„Influencer“ ist Anglizismus des Jahres 2017

Die Jury um Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin hat am 30. Januar den Anglizismus des Jahres 2017 bekannt gegeben. Gewonnen hat der Publikumsliebling „Influencer“, der sich gegen „Blockchain“ und „nice“ durchsetzen konnte.

Das Wort „Influencer“ bezeichnet (meist jüngere) Menschen, die allein durch ihre große Reichweite in den sozialen Medien in der Lage sind, die öffentliche Meinung mitzugestalten, und stammt aus der Werbebranche: „Influencer Marketing“ bezeichnet eine Form der meist nicht kenntlich gemachten Werbung, bei der die Influencer ihre Fans (scheinbar oder tatsächlich) an ihrem Alltag teilhaben lassen und dabei Marken und Produkte erwähnen und vorführen. Im Englischen ist das Wort schon seit dem späten 17. Jahrhundert als Bezeichnung für Personen mit institutioneller Macht (wie Staats- und Kirchenoberhäupter) belegt, später wurde es auf Menschen ausgedehnt, deren Einfluss in der ihnen zugesprochenen Autorität liegt. Aus dieser Verwendung hat sich in den letzten zehn Jahren die 2010 ins Deutsche entlehnte, auf soziale Netzwerke bezogene Bedeutung entwickelt. Während das Wort zunächst lange Zeit ein Nischendasein in der Fachsprache der Werbebranche fristete, breitete es sich 2016 langsam in den allgemeinen Sprachgebrauch aus. Im Jahr 2017 vervielfachte sich seine Gebrauchshäufigkeit dann sprungartig: Das Referenzkorpus des Instituts für Deutsche Sprache zeigt einen Anstieg in Zeitungstexten von 0,2 auf etwas über 2 Vorkommen pro einer Million Wörter.

Überzeugt habe die Jury an dem Sieger-Wort neben dem starken und anhaltenden Häufigkeitsanstieg im öffentlichen Sprachgebrauch vor allem, dass es sich hier um den klassischen Fall eines Lehnwortes handelt, das eine durch kulturellen oder technischen Wandel entstandene lexikalische Lücke füllt. Solche Lehnwörter stellten nicht nur den direktesten Weg dar, den Wortschatz zu erweitern, sie führten auch zu einer Ausdifferenzierung der Ausdrucksmöglichkeiten. Während das Englische Menschen, deren Einfluss sich aus ihrer Reichweite in den sozialen Medien ergibt, durch das Kompositum „social media influencer“ von anderen Arten von „influencers“ unterscheiden muss, habe das Deutsche mit dem Lehnwort „Influencer“ ein Wort, das diese Bedeutung ohne weitere Zusätze vermittelt und so die manchmal verwendeten Alternativen „Vorbild“, „Meinungsführer“, „Meinungsmacher“, „Meinungsbildner“ oder „Trendsetter“ nicht etwa verdrängt, sondern ergänzt. Die gute Integration des Wortes zeige sich u. a. daran, dass es bereits über eine feminine Form („Influencerin“) verfügt, die bei englischen Lehnwörtern auf ‑er häufig länger auf sich warten lässt. Damit sei „Influencer“ eine Bereicherung der deutschen Sprache – auch für diejenigen, die dem damit bezeichneten Phänomen kritisch gegenüberstehen.

Weitere Wörter

  • „Blockchain“ – Datenbank, bei der jeder Datensatz (oder Block) eine verschlüsselte Kurzform des vorangehenden enthält, sodass kein Datensatz manipuliert werden kann, ohne die so entstandene „Kette“ (chain) zu zerstören; besonders populär geworden durch den Hype um die Kryptowährung Bitcoin, deren Transaktionen in einer solchen Datenbank festgehalten werden
  • „nice“ – auch: „nais“; trotz der kurzen Halbwertzeit von Wörtern in der Jugendsprache und der sich bereits abzeichnenden Nachfolger „stabil“ und „lit“ werden junge Erwachsene das Wort laut Jury wohl beibehalten und es werde sich sogar unter älteren Sprechern ausbreiten

Hintergrund der Aktion

Die unabhängige Initiative „Anglizismus des Jahres“ gibt es seit 2010. Gegründet wurde sie von dem Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin, der auch Juryvorsitzender ist. Unterstützt wird er seit 2010 von der Anglistin Dr. Susanne Flach (Université de Neuchâtel) und der Germanistin Dr. Kristin Kopf (Universität Münster). Seit letztem Jahr wird die Wörterwahl lexikografisch begleitet durch die Arbeitsstelle „Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache“ (DWDS) der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, vertreten durch die Jurymitglieder Dr. Alexander Geyken (Leiter des DWDS) und Dr. Lothar Lemnitzer. Für die Häufigkeitsdaten sorgt seit diesem Jahr neben dem DWDS auch das Institut für Deutsche Sprache in Mannheim, in der Jury vertreten durch den Leiter des Programmbereichs Korpuslinguistik, Dr. Marc Kupietz. Die Aktion würdigt jährlich den positiven Beitrag des Englischen zur Entwicklung des deutschen Wortschatzes und will zum besseren Verständnis von Lehnwörtern beitragen.

Anglizismen der vergangenen Jahre

  • 2016: Fake News
  • 2015: Refugees Welcome
  • 2014: Blackfacing
  • 2013: die Nachsilbe ‑gate
  • 2012: Crowdfunding
  • 2011: Shitstorm
  • 2010: leaken

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