Nachsilbe „-gate“ ist Anglizismus des Jahres 2013
Die Jury um Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin hat am 28. Januar den Anglizismus des Jahres 2013 bekannt gegeben. Gewonnen hat die Nachsilbe „-gate“, die sich gegen „Fake-“, „Whistleblower“ (Publikumsliebling), „Selfie“ und „Hashtag“ durchsetzen konnte.
Die Nachsilbe „-gate“ kam 1972 mit dem Lehnwort „Watergate(-Skandal)“ ins Deutsche. Im Englischen machte sich der Wortbestandteil „-gate“ zur Benennung von Skandalen aller Art schnell selbstständig. Im Deutschen populär wurde er hingegen erst 1987 durch den „Spiegel“ und dessen Wort „Waterkantgate“ für die Barschel-Affäre und so richtig schließlich erst in den letzten Jahren.
Weitere Wörter
- „Fake-“ – steuert als Vorsilbe in zusammengesetzten Wörtern eine abstrakte Bedeutungskomponente von „unecht, gefälscht, unaufrichtig“ bei (etwa in „Fake-Profil“, „Fake-Fan“ oder „Fake-Dokumentation“); im Deutschen entstehen immer mehr Neubildungen, die im Englischen keine Entsprechung haben („Fake-Preußentum“, „Fake-SPD-Mann“)
- „Whistleblower“ (Publikumsliebling) – positiv belegte Alternative zu Wörtern wie „Geheimnisverräter“; populär seit den Ereignissen um die Enthüllungen von Edward Snowden
- „Selfie“ – 2013 im australischen Englisch von „self portrait“ abgeleitet entstanden; typisch ist die australische Verkleinerung „-ie“ am Ende
- „Hashtag“ – Bezeichnung für ein ursprünglich nur auf dem sozialen Netzwerk Twitter, inzwischen aber auch auf anderen Netzwerken gebräuchliches Verschlagwortungssignal; durch die preisgekrönte #aufschrei-Aktion gegen Alltagssexismus auch zu einem Synonym für einen Onlineaktivismus geworden, bei dem Betroffene von Diskriminierung ihre Erfahrungen zusammentragen
Hintergrund der Aktion
Die unabhängige Initiative „Anglizismus des Jahres“ gibt es seit 2010. Gegründet wurde sie von dem Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin, der auch Juryvorsitzender ist. Unterstützt wird er von der Anglistin Susanne Flach (Freie Universität Berlin), der Germanistin Kristin Kopf (Universität Mainz) und dem Germanisten Michael Mann (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg). Die Aktion würdigt jährlich den positiven Beitrag des Englischen zur Entwicklung des deutschen Wortschatzes und will zum besseren Verständnis von Lehnwörtern beitragen.
Anglizismen der vergangenen Jahre
- 2012: Crowdfunding
- 2011: Shitstorm
- 2010: leaken