Sprachpanscher des Jahres 2022 gewählt

Sprachpanscher des Jahres 2022 gewählt

Sprachpanscher des Jahres 2022 gewählt: Prof. Ulrike Lembke

Prof. Ulrike Lembke ist Sprachpanscher des Jahres 2022

Der Verein Deutsche Sprache e. V. (VDS) hat am 14. August den Sprachpanscher des Jahres 2022 bekannt gegeben. Mit rund 38 Prozent der abgegebenen Stimmen gewonnen hat diesen Negativ-Preis Prof. Ulrike Lembke (HU Berlin). Die Juristin hatte im Dezember 2021 gemeinsam mit der Stadt Hannover ein Gutachten zum Gendern veröffentlicht, das die Stadt in Auftrag gegeben hatte.

Dass eine Juristin die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ als verfassungswidrig einstufte, verblüffte nicht nur Medien, sondern auch viele ihrer Kollegen. „Das war ein lupenreines Gefälligkeitsgutachten, mit dem sich die Stadt Hannover selbst auf die Schulter klopfen konnte“, meint Prof. Walter Krämer, Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache (VDS). Die Rechtfertigung des Gendersternchens mit Scheinargumenten ging so weit, dass behauptet wurde, Gerichte würden regelmäßig gegen das Grundgesetz urteilen, wenn sie die sprachliche Gleichstellung der Geschlechter missachten. Das Grundgesetz gebiete geradezu die Gendersprache. „Aus dem Grundgesetz eine Verpflichtung zum Gendern herauszulesen, ist völlig absurd“, so Krämer. „Das Grundgesetz richtet sich explizit an alle Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht oder anderen Unterscheidungsmerkmalen. Das Gutachten zementiert vielmehr die Ausgrenzung aller Menschen, die auf eine verständliche Sprache angewiesen sind. Inklusion sieht anders aus.“

Direkt dahinter auf Platz 2 wählten die VDS-Mitglieder den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (22 Prozent). In Fortführung seines Vorgängers wurde er nicht müde, mit englischen Begriffen um sich zu werfen, wo es sinnvoller gewesen wäre, in einer für alle verständlichen Sprache zu kommunizieren. So unterstützte er mehrere „Repurposing Studies“, entwickelte eine „Tracing App“, verfügte eine „Coronavirus-Surveillanceverordnung“, rief eine „Booster-Kampagne“ aus und sagte den „Freedom Day“ ab.

Auf den weiteren Plätzen landeten Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann („Willkommen in the Länd“), die Firma Kienbaum Consultants International GmbH („People Convention“, „People Sustainability“) sowie der Oberbürgermeister der Stadt Freiburg (Stellenausschreibungen nur in weiblicher Form).

Hintergrund der Aktion

Der Negativ-Preis „Sprachpanscher des Jahres“, ursprünglich „Sprachschuster des Jahres“, wird seit 1997 vom Verein Deutsche Sprache e. V. verliehen und zeichnet Personen oder Institutionen für besondere sprachliche Fehlleistungen aus. Der Verein kritisiert, dass oftmals Anglizismen verwendet werden, obwohl es gebräuchliche deutsche Bezeichnungen dafür gibt.

Sprachpanscher der vergangenen Jahre

  • 2021: Ursula von der Leyen
  • 2020: Tagesschau und heute-Nachrichten
  • 2019: Hannovers Ex-Oberbürgermeister Stefan Schostok
  • 2018: Deutscher Fußballbund
  • 2017: Evangelische Kirche Deutschlands
  • 2016: ZDF
  • 2015: Prof. Dr. Wolfgang A. Herrmann
  • 2014: Ursula von der Leyen
  • 2013: Duden
  • 2012: Andrew Jennings
  • 2011: René Obermann
  • 2010: Fritz Pleitgen
  • 2009: Deutscher Turner-Bund
  • 2008: Klaus Wowereit
  • 2007: Hartmut Mehdorn
  • 2006: Günther Oettinger
  • 2005: Prof. Dr. Herbert Beck
  • 2004: Markus Schächter
  • 2003: Dr. Gerhard Mayer-Vorfelder
  • 2002: Dr. Klaus Zumwinkel
  • 2001: Wolfgang H. Zocher
  • 2000: Prof. Dr. jur. Andreas Heldrich
  • 1999: Dr. Johannes Ludewig
  • 1998: Ron Sommer
  • 1997: Jil Sander*

* Im ersten Jahr hieß die Aktion noch „Sprachschuster des Jahres“; Anmerkung Auf Punkt und Komma.

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