Sprachpanscher des Jahres 2021 gewählt

Sprachpanscher des Jahres 2021 gewählt

Sprachpanscher des Jahres 2021 gewählt: Ursula von der Leyen

Ursula von der Leyen ist Sprachpanscher des Jahres 2021

Der Verein Deutsche Sprache e. V. (VDS) hat am 30. Juli den Sprachpanscher des Jahres 2021 bekannt gegeben. Gewonnen hat diesen Negativ-Preis diesmal die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die den Titel 2014 schon einmal innehatte. „Das hatten wir noch nie!“, sagt Prof. Walter Krämer, Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache (VDS), verblüfft zur Wahl. „Dass jemand diesen unrühmlichen Titel gleich zweimal bekommt, ist vorher noch nie passiert.“ Kritisiert werde von der Leyens mangelnde Nutzung der Muttersprache.

„Frau von der Leyen drückt sich bestimmt besser auf Englisch aus als manch ein anderer deutscher Politiker“, so Krämer, „aber warum drückt sie sich nicht auf Deutsch aus, der Sprache, in der sie fehlerfrei kommunizieren kann?“ Stattdessen nutze sie bei Verhandlungen und Mitteilungen Englisch, was fehleranfällig sei, da man als Nicht-Muttersprachler meist nicht alle feinen Nuancen einer Sprache kennt. „Es gibt ausgebildete Übersetzer, die dafür bezahlt werden. Außerdem sollte es selbstverständlich sein, als Repräsentantin eines Staates der EU auch dessen Sprache ganz natürlich als Teil dieser Repräsentanz zu sehen“, so Krämer weiter.

Auf Platz 2 wählten die VDS-Mitglieder das Berliner Traditionskaufhaus KaDeWe (Kaufhaus des Westens). Statt verständlicher Werbebotschaften gebe es ein denglisches Kauderwelsch: „Entdecken Sie unseren Department Store: Internationale Designermarken und lokale Brands, Events und Specials, exzellenter Service. […] Auf sieben Etagen erwartet Sie alles von Fashion über Beauty und Home bis hin zu Food. Limited Editions, Kooperationen und exklusive Edits vervollständigen die Vielfalt.“ Wer kein Englisch könne, habe hier verloren.

Platz 3 geht an Bundesjustizministerin Christine Lambrecht. Ihr Ministerium hatte gleich einen ganzen Gesetzesentwurf nur für Frauen vorgelegt – von „Haftung der Schuldnerin“ und „Geschäftsleiterinnen“ war die Rede. Dieser Unfug wurde jedoch vom Bundesinnenministerium gestoppt. Zurück bleibe ein peinlicher Versuch, Genderregeln durch die Hintertür zu verankern.

Auf Platz 4 landete der Autobauer Audi, der wegen seines Genderleitfadens aktuell in der Presse ist. Wer seinen Arbeitnehmern eine falsche Sprache aufzwingen wolle, habe nicht verstanden, wie Sprache sich entwickelt. Der VDS unterstütze daher einen Mitarbeiter des Audi-Mutterkonzerns Volkswagen, der gegen die Gendersprache vorgehe.

Platz 5 erreichte die Tageszeitung taz. In einem Beitrag zum Welttoilettentag (und dem Fehlen von Hygieneorten) nannte sie im November 2020 Frauen „Menschen mit Gebärmutter“ – ein Schlag ins Gesicht für alle Frauen, die aufgrund von Fehlbildungen keine hätten oder sie sich entfernen lassen mussten und damit psychisch zu kämpfen hätten. Diese Ignoranz Frauen gegenüber ist den VDS-Mitgliedern negativ aufgestoßen.

Hintergrund der Aktion

Der Sprachpanscher des Jahres wurde in diesem Jahr zum 24. Mal in Folge bekannt gegeben (1997 nicht mitgezählt, da die Aktion im ersten Jahr noch einen anderen Titel trug, siehe unten; Anmerkung Auf Punkt und Komma). Der Negativ-Preis „Sprachpanscher des Jahres“ wird seit 1997 vom Verein Deutsche Sprache e. V. verliehen und zeichnet Personen oder Institutionen für besondere sprachliche Fehlleistungen aus. Der Verein kritisiert, dass oftmals Anglizismen verwendet werden, obwohl es gebräuchliche deutsche Bezeichnungen dafür gibt.

Sprachpanscher der vergangenen Jahre

  • 2020: Tagesschau und heute-Nachrichten
  • 2019: Hannovers Ex-Oberbürgermeister Stefan Schostok
  • 2018: Deutscher Fußballbund
  • 2017: Evangelische Kirche Deutschlands
  • 2016: ZDF
  • 2015: Prof. Dr. Wolfgang A. Herrmann
  • 2014: Ursula von der Leyen
  • 2013: Duden
  • 2012: Andrew Jennings
  • 2011: René Obermann
  • 2010: Fritz Pleitgen
  • 2009: Deutscher Turner-Bund
  • 2008: Klaus Wowereit
  • 2007: Hartmut Mehdorn
  • 2006: Günther Oettinger
  • 2005: Prof. Dr. Herbert Beck
  • 2004: Markus Schächter
  • 2003: Dr. Gerhard Mayer-Vorfelder
  • 2002: Dr. Klaus Zumwinkel
  • 2001: Wolfgang H. Zocher
  • 2000: Prof. Dr. jur. Andreas Heldrich
  • 1999: Dr. Johannes Ludewig
  • 1998: Ron Sommer
  • 1997: Jil Sander*

* Im ersten Jahr hieß die Aktion noch „Sprachschuster des Jahres“; Anmerkung Auf Punkt und Komma.

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