Wort des Jahres 2023 gewählt

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Wort des Jahres 2023 gewählt

Wort des Jahres 2023 gewählt: Krisenmodus

„Krisenmodus“ ist Wort des Jahres 2023

Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden hat am 8. Dezember das Wort des Jahres 2023 bekannt gegeben. Sieger des sprachlichen Jahresrückblicks ist „Krisenmodus“. Das Wort greife etwas auf, das es schon immer gab: Krisen. Dieses Jahr, so die Jury, scheinen die Krisen und ihre Bewältigung allerdings ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Anlehnend an eine Äußerung des Vizekanzlers Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) meint die GfdS: Wir sind umzingelt von Krisen. Noch nicht bewältigte Krisen wie Klimawandel, Russlands Krieg gegen die Ukraine oder die Energiekrise werden von immer neuen Problemen eingeholt: Inflation, Schuldenkrise und Bildungskrise. Aus einem Ausnahme- sei längst ein Dauerzustand geworden. Gefühle wie Unsicherheit, Ängste, Wut, Hilflosigkeit und Ohnmacht prägten den Alltag vieler Menschen. Zwischen Apathie und Alarmismus zu einem angemessenen Umgang mit den andauernden Ausnahmesituationen zu finden, falle schwer. Linguistisch zu beobachten sei dies an einer zunehmenden sprachlichen Radikalisierung im öffentlichen Raum.

Auf den zweiten Platz wählte die Jury das Wort „Antisemitismus“. Wie das Thema Krisen sei auch der Antisemitismus kein neues Phänomen, sondern existierte vielmehr bereits lange vor dem Nationalsozialismus und ist seitdem nie ausgestorben. Angriffe wie in Halle (09.10.2019), Hanau (19.02.2020) und zuletzt seitens der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel (07.10.2023) machten deutlich, dass es in Deutschland nicht nur rechts‑, sondern auch linksradikalen Antisemitismus gibt. Mit dem Slogan „Nie wieder ist jetzt!“ zeigten dagegen viele Menschen Flagge gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Den dritten Platz belegte der Begriff „leseunfähig“ und macht damit auf ein weiteres gravierendes Problem unserer Gesellschaft aufmerksam: die sich immer weiter zuspitzende Krise in unserem Bildungssystem. Um die Lesefähigkeit der Bevölkerung ist es bekanntlich schon länger nicht gut bestellt – die Schulschließungen während der Corona-Pandemie und die Deutschkenntnisse von Migrantinnen und Migranten dürften die Situation allerdings noch verschlimmert haben. Jüngsten Studien zufolge erfüllen bis zu 31 Prozent der Viertklässler beim Lesen nicht die Mindeststandards. Das Adjektiv „leseunfähig“ beziehe sich jedoch darüber hinaus auch auf das Verstehen komplexerer Texte, das offenbar immer mehr Menschen Schwierigkeiten bereite, und sei ein Verweis auf eine grundlegende Bildungsmisere in Deutschland.

Platzierungen 1 bis 10

  1. Krisenmodus
  2. Antisemitismus
  3. leseunfähig
  4. KI-Boom
  5. Ampelzoff
  6. hybride Kriegsführung
  7. Migrationsbremse
  8. Milliardenloch
  9. Teilzeitgesellschaft
  10. Kussskandal

Häufigkeit nicht entscheidend

Das Wort des Jahres wurde in diesem Jahr zum 47. Mal in Folge bekannt gegeben. Erstmals gekürt wurde es 1971. Seit 1977 wird es jährlich von der GfdS gewählt. Eine Jury bestehend aus dem Hauptvorstand sowie den wissenschaftlichen Mitarbeitern der GfdS sammelt dafür regelmäßig mehrere Tausend Belege aus verschiedenen Medien und Einsendungen von Außenstehenden und wählt kurz vor Jahresende zehn Wörter und Wendungen aus, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben des aktuellen Jahres sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben. Für die Auswahl ist weniger die Häufigkeit eines Ausdrucks, sondern vielmehr seine Signifikanz und Popularität entscheidend.

Wörter der vergangenen Jahre

  • 2022: Zeitenwende
  • 2021: Wellenbrecher
  • 2020: Corona-Pandemie
  • 2019: Respektrente
  • 2018: Heißzeit
  • 2017: Jamaika-Aus
  • 2016: postfaktisch
  • 2015: Flüchtlinge
  • 2014: Lichtgrenze
  • 2013: GroKo
  • 2012: Rettungsroutine
  • 2011: Stresstest
  • 2010: Wutbürger
  • 2009: Abwrackprämie
  • 2008: Finanzkrise
  • 2007: Klimakatastrophe
  • 2006: Fanmeile
  • 2005: Bundeskanzlerin
  • 2004: Hartz IV
  • 2003: Das alte Europa
  • 2002: Teuro
  • 2001: Der 11. September
  • 2000: Schwarzgeldaffäre
  • 1999: Millennium
  • 1998: Rot-Grün
  • 1997: Reformstau
  • 1996: Sparpaket
  • 1995: Multimedia
  • 1994: Superwahljahr
  • 1993: Sozialabbau
  • 1992: Politikverdrossenheit
  • 1991: Besserwessi
  • 1990: Die neuen Bundesländer
  • 1989: Reisefreiheit
  • 1988: Gesundheitsreform
  • 1987: Aids, Kondom
  • 1986: Tschernobyl
  • 1985: Glykol
  • 1984: Umweltauto
  • 1983: heißer Herbst
  • 1982: Ellenbogengesellschaft
  • 1981: Nulllösung
  • 1980: Rasterfahndung
  • 1979: Holocaust
  • 1978: konspirative Wohnung
  • 1977: Szene
  • 1971: aufmüpfig

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