Testphase bis Juli: 5 Euro Eintritt pro Tag
Lange Schlangen vor den Anlegestellen der Vaporetti, den berühmten Wasserbussen in Venedig, eine Traube Touristen, die ihrem Reiseleiter lauschen, kaum ein Durchkommen. So oder so ähnlich kennen es Venedig-Reisende, von denen es jährlich Millionen gibt. Zu viele für die Lagunenstadt, die dem nun ein Ende bereiten und die massiven Touristenströme als erste Stadt weltweit in Form einer Eintrittsgebühr begrenzen will.
Mit dem Eintritt, so Bürgermeister Luigi Brugnaro, wolle Venedig kein Geld verdienen. Es gehe nicht darum zu zählen, wie viele Menschen bezahlt haben und wie viele nicht. Es sei wichtig, dass die Stadt weniger überlastet ist, es solle eher abschrecken, „an dem oder dem Tag als Tagestourist zu kommen.“
Insgesamt sind es 29 Tage in diesem Jahr, an denen Venedig zwischen 8:30 Uhr und 16 Uhr Eintritt verlangen wird. Diese Regelung gilt zunächst bis zum 5. Mai, dann an mehreren Wochenenden bis zum 14. Juli. Ausgewählt wurden Tage, an denen erfahrungsgemäß viele Besucher kommen.
So funktioniert’s
Wer Venedig als Tagestourist einen Besuch abstatten will, muss sich ab sofort auf einer Internetseite registrieren und die Eintrittsgebühr bezahlen; Kinder unter 14 Jahren sind von dieser Regelung ausgenommen. Anschließend erhält man einen QR-Code, den man im Falle einer Kontrolle vorzeigen muss. Dies gilt auch für Übernachtungsgäste, die allerdings nichts bezahlen müssen.
Laut Simone Venturini, dem Stadtrat für Tourismus, werde es keine Drehkreuze und keine Schranken geben. Mit Informationssäulen würden die Leute darauf aufmerksam gemacht, dass sie die Altstadt betreten. Die Besucher würden stichprobenartig kontrolliert. Ohne ein gültiges Ticket drohen Strafen von bis zu 300 Euro.
Versäumnisse der Stadtspitze
Immer wieder hatte es Diskussionen darüber gegeben, wie man die erheblichen
Touristenströme regulieren könne. Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen (UNESCO) hatte damit gedroht, Venedig als gefährdetes Welterbe einzustufen.
Giacomo Salerno von der Initiative „OCIO“ sieht in der Eintrittsgebühr jedoch keine Lösung. Vielmehr sei die Wohnungsnot ein riesiges Problem, die die Stadtspitze in den letzten zwei Jahren in Form von Regeln für die Ferienwohnungen hätte schaffen können. „Das wollte sie nicht“, so Salerno.