Wort des Jahres 2024 gewählt

Wort des Jahres 2024 gewählt

Wort des Jahres 2024 gewählt: Ampel-Aus

„Ampel-Aus“ ist Wort des Jahres 2024

Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden hat am 6. Dezember das Wort des Jahres 2024 bekannt gegeben. Sieger des sprachlichen Jahresrückblicks ist „Ampel-Aus“. Das sich bereits seit Langem andeutende Ende der Ampelkoalition – schon 2023 war „Ampelzoff“ unter den Wörtern des Jahres – hatte am 6. November für einen Paukenschlag gesorgt, der sogar den zeitgleich bekannt gewordenen Ausgang der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl übertönte: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) entließ Finanzminister Christian Lindner (FDP) wegen unüberbrückbarer Differenzen in der Wirtschafts- und Haushaltspolitik, woraufhin fast alle übrigen Kabinettsmitglieder der FDP ihren Rücktritt erklärten.

Sprachlich interessant sei an dem Sieger-Wort laut Jury die Alliteration (beide Wortbestandteile beginnen mit einem „A“) sowie die Tatsache, dass die Präposition „aus“ hier als Substantiv („Hauptwort“) erscheint. Das Wortbildungsmuster sei keineswegs neu: „Ehe-Aus“, „Beziehungs-Aus“, „Liebes-Aus“ usw. kenne man aus der Regenbogenpresse – und 2017 war „Jamaika-Aus“ das Wort des Jahres. Damals hatte FDP-Chef Christian Lindner die schwarz-gelb-grünen Koalitionsverhandlungen mit dem Satz „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren“ platzen lassen.

Auf den zweiten Platz wählte die Jury das Wort „Klimaschönfärberei“. Es steht für die Praxis, die Auswirkungen des Klimawandels oder die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen zu beschönigen oder zu verharmlosen. Unternehmen oder Organisationen versuchen dabei in einer Art von Greenwashing, sich umweltfreundlicher darzustellen, als sie tatsächlich sind. 2024 hatten deutsche Betriebe ihre Klimaschutzmaßnahmen aus strategischen Gründen zunehmend nach China oder Indien ausgelagert. Ob konkrete Maßnahmen helfen oder eher Augenwischerei sind, ließe sich neuerdings immerhin durch ein KI-Programm namens „Climinator“ beantworten, das in Minutenschnelle einen Faktencheck und einen Abgleich mit der seriösen Klimaforschung durchführen könne.

Den dritten Platz belegte ein Begriff, der auf Boris Pistorius (SPD) zurückgeht. Dieser hatte gemahnt, Deutschland müsse bis 2029 „kriegstüchtig“ werden (sei es also bislang nicht). In der anschließenden öffentlichen Debatte waren Panikmache und die Gefahr einer Militarisierung befürchtet worden. Argumentiert wurde jedoch auch, dass eine realistische Einschätzung von Bedrohungen und entsprechende Vorbereitungen notwendig seien, um Frieden zu sichern.

Platzierungen 1 bis 10

  1. Ampel-Aus
  2. Klimaschönfärberei
  3. kriegstüchtig
  4. Rechtsdrift
  5. generative Wende
  6. SBGG
  7. Life-Work-Balance
  8. Messerverbot
  9. angstsparen
  10. Deckelwahnsinn

Häufigkeit nicht entscheidend

Das Wort des Jahres wurde in diesem Jahr zum 48. Mal in Folge bekannt gegeben. Erstmals gekürt wurde es 1971. Seit 1977 wird es jährlich von der GfdS gewählt. Eine Jury bestehend aus dem Hauptvorstand sowie den wissenschaftlichen Mitarbeitern der GfdS sammelt dafür regelmäßig mehrere Tausend Belege aus verschiedenen Medien und Einsendungen von Außenstehenden und wählt kurz vor Jahresende zehn Wörter und Wendungen aus, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben des aktuellen Jahres sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben. Für die Auswahl ist weniger die Häufigkeit eines Ausdrucks, sondern vielmehr seine Signifikanz und Popularität entscheidend.

Wörter der vergangenen Jahre

  • 2023: Krisenmodus
  • 2022: Zeitenwende
  • 2021: Wellenbrecher
  • 2020: Corona-Pandemie
  • 2019: Respektrente
  • 2018: Heißzeit
  • 2017: Jamaika-Aus
  • 2016: postfaktisch
  • 2015: Flüchtlinge
  • 2014: Lichtgrenze
  • 2013: GroKo
  • 2012: Rettungsroutine
  • 2011: Stresstest
  • 2010: Wutbürger
  • 2009: Abwrackprämie
  • 2008: Finanzkrise
  • 2007: Klimakatastrophe
  • 2006: Fanmeile
  • 2005: Bundeskanzlerin
  • 2004: Hartz IV
  • 2003: Das alte Europa
  • 2002: Teuro
  • 2001: Der 11. September
  • 2000: Schwarzgeldaffäre
  • 1999: Millennium
  • 1998: Rot-Grün
  • 1997: Reformstau
  • 1996: Sparpaket
  • 1995: Multimedia
  • 1994: Superwahljahr
  • 1993: Sozialabbau
  • 1992: Politikverdrossenheit
  • 1991: Besserwessi
  • 1990: Die neuen Bundesländer
  • 1989: Reisefreiheit
  • 1988: Gesundheitsreform
  • 1987: Aids, Kondom
  • 1986: Tschernobyl
  • 1985: Glykol
  • 1984: Umweltauto
  • 1983: heißer Herbst
  • 1982: Ellenbogengesellschaft
  • 1981: Nulllösung
  • 1980: Rasterfahndung
  • 1979: Holocaust
  • 1978: konspirative Wohnung
  • 1977: Szene
  • 1971: aufmüpfig

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