„Lichtgrenze“ ist Wort des Jahres 2014
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden hat am 12. Dezember das Wort des Jahres 2014 bekannt gegeben. Sieger des sprachlichen Jahresrückblicks ist „Lichtgrenze“. Das Wort beziehe sich auf die Lichtinstallation zum Anlass der Feierlichkeiten 25 Jahre Mauerfall in Berlin. Es spiegele in besonderer Weise die großen Emotionen wider, die das Ende der DDR im Herbst 1989 auch 25 Jahre später noch in ganz Deutschland hervorruft. Über 8000 weiße, leuchtende Ballons erinnerten auf einer Länge von 15 Kilometern an den Verlauf der Berliner Mauer und die frühere Teilung der Stadt. Die filigrane Durchlässigkeit der Installation und das Aufsteigen der Ballons auf dem Höhepunkt der Feierlichkeiten symbolisierten beeindruckend die Auflösung und Aufhebung der einst in jeder Hinsicht dunklen Demarkationslinie.
Ursprünglich habe das diesjährige Siegerwort gar nicht auf ihrer Liste gestanden, erklärt die Jury. Erst in der Diskussion sei der Vorschlag aufgekommen, der dann aber für das gesamte Auswahlgremium so überzeugend gewesen sei, dass er alle anderen Kandidaten für Platz 1 aus dem Rennen geschlagen habe.
Auf den zweiten Platz wählte die Jury den Begriff „schwarze Null“. Er stehe wie kein anderer für die Bemühungen der schwarz-roten Koalition um einen ausgeglichenen Haushalt. Erstmals seit über 45 Jahren will die Bundesregierung 2015 ohne neue Schulden auskommen – ein Ziel, dem fast alles andere untergeordnet werde, das aber politisch keineswegs unumstritten sei. Die Debatte um die schwarze Null
habe fast das gesamte Jahr 2014 geprägt, begründet die Jury ihre Wahl.
Den dritten Platz belegte ein Begriff, der grammatisch genau genommen als Satz zu interpretieren ist: Mit der Wortprägung „Götzseidank“ würdige die GfdS den deutschen Fußballweltmeistertitel, genauer gesagt: das Siegtor von Mario Götze gegen Argentinien in der 113. Minute des WM-Finales. Ursprünglich eine Titelzeile der Süddeutschen Zeitung, wurde die Neuschöpfung Götzseidank allenthalben aufgegriffen. Selbst ins Englische wurde sie sofort übersetzt: Praise be to Götze!
Platzierungen 1 bis 10
- Lichtgrenze
- schwarze Null
- Götzseidank
- Russlandversteher
- bahnsinnig
- Willkommenskultur
- Social Freezing
- Terror-Tourismus
- Freistoßspray
- Generation Kopf unten
Häufigkeit nicht entscheidend
Das Wort des Jahres wurde in diesem Jahr zum 39. Mal bekannt gegeben. Erstmals gekürt wurde es 1971. Seit 1977 wird es jährlich von der GfdS gewählt. Eine Jury bestehend aus dem Hauptvorstand sowie den wissenschaftlichen Mitarbeitern der GfdS sammelt dafür regelmäßig mehrere Tausend Belege – diesmal waren es rund 2300 – aus verschiedenen Medien und Einsendungen von Außenstehenden und wählt kurz vor Jahresende zehn Wörter und Wendungen aus, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben des aktuellen Jahres sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben. Für die Auswahl ist weniger die Häufigkeit eines Ausdrucks, sondern vielmehr seine Signifikanz und Popularität entscheidend: Auf diese Weise stellen die Wörter eine sprachliche Jahreschronik dar, ihre Auswahl ist dabei jedoch mit keinerlei Wertung oder Empfehlung verbunden.
Wörter der vergangenen Jahre
- 2013: GroKo
- 2012: Rettungsroutine
- 2011: Stresstest
- 2010: Wutbürger
- 2009: Abwrackprämie
- 2008: Finanzkrise
- 2007: Klimakatastrophe
- 2006: Fanmeile
- 2005: Bundeskanzlerin
- 2004: Hartz IV
- 2003: Das alte Europa
- 2002: Teuro
- 2001: Der 11. September
- 2000: Schwarzgeldaffäre
- 1999: Millennium
- 1998: Rot-Grün
- 1997: Reformstau
- 1996: Sparpaket
- 1995: Multimedia
- 1994: Superwahljahr
- 1993: Sozialabbau
- 1992: Politikverdrossenheit
- 1991: Besserwessi
- 1990: Die neuen Bundesländer
- 1989: Reisefreiheit
- 1988: Gesundheitsreform
- 1987: Aids, Kondom
- 1986: Tschernobyl
- 1985: Glykol
- 1984: Umweltauto
- 1983: heißer Herbst
- 1982: Ellenbogengesellschaft
- 1981: Nulllösung
- 1980: Rasterfahndung
- 1979: Holocaust
- 1978: konspirative Wohnung
- 1977: Szene
- 1971: aufmüpfig