Hanna(h) und Emma sowie Noah liegen vorn
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden hat am 11. Mai die im Jahr 2019 in Deutschland am häufigsten vergebenen Vornamen bekannt gegeben. Spitzenreiter sind Hanna(h) und Emma bei den Mädchen sowie Noah bei den Jungen.
Die am häufigsten vergebenen Vornamen 2019 sind:
| Mädchen | %* | Jungen | %* |
| 1. Hannah/Hanna (2) | 1,57 | 1. Noah (4) | 1,38 |
| 1. Emma (1) | 1,57 | 2. Ben (1) | 1,35 |
| 3. Mia (3) | 1,49 | 3. Paul (2) | 1,33 |
| 4. Emilia (5) | 1,48 | 4. Leon (3) | 1,30 |
| 5. Sophia/Sofia (4) | 1,37 | 5. Luis/Louis (5) | 1,18 |
| 6. Lina (6) | 1,23 | 6. Henry/Henri (8) | 1,18 |
| 7. Clara/Klara (9) | 1,15 | 7. Felix (9) | 1,18 |
| 8. Ella (8) | 1,14 | 8. Elias (7) | 1,17 |
| 9. Mila (7) | 1,13 | 9. Jonas (6) | 1,16 |
| 10. Marie (12) | 1,07 | 10. Finn (11) | 1,15 |
* Anteil an allen vergebenen weiblichen bzw. männlichen Zweit- bzw. Folgevornamen
(Schreibvarianten – Sophie/Sofie, Louis/Luis etc. – wurden zusammengefasst; die Platzierung des Vorjahres auf der Folgevornamenliste steht in Klammern)
Beliebteste Erstnamen
Bei den weiblichen Erstvornamen belegen sowohl Hanna(h) als auch Emma den Spitzenplatz. Der Unterschied könnte nicht geringer sein: Hanna(h) wurde 5274-mal und Emma 5273-mal als Erstname vergeben. Auf Emma folgen lautlich auffallend ähnliche Namen wie Mia (3), Emilia (4), Lina (6), Ella (8) und Mila (9). Sophia landet erst auf Platz 5 und Marie auf Platz 10.
Bei den Jungen führt Noah mit 4922 registrierten Erstnamen die Liste an, gefolgt von Ben und Paul. Dabei erweist sich ein grundsätzlicher Geschlechtsunterschied: Jungennamen können einsilbig sein, während bei den Mädchennamen selbst in den Top 100 kein einziger Einsilber vorkommt.
Beliebteste Zweitnamen
Bei den Zweitvornamen bestätigt sich bei den Mädchen deutlich die Dominanz von Sophie, Marie und Maria, die zusammen bereits über 15 % aller Vorkommen als Folgenamen ausmachen. Allein die ersten zehn Positionen decken ein Viertel (24,5 %) aller vergebenen Zweitnamen ab. Bei den Jungen sind es nur 12,3 %. Ein Vergleich zwischen den Erst- und den Zweitnamen zeigt, dass Letztere länger, traditioneller und prestigeträchtiger sind, indem sie mehr Heiligen- und Herrschernamen enthalten. Wenn innerhalb der Familie Namen weitergereicht werden, dann typischerweise an zweiter Stelle.
Bei den Zweitvornamen wird außerdem deutlich, dass sie als (spätere) Alternative zum Erstnamen fungieren können bzw. auf Kompromisse zwischen den Eltern hinweisen, denn einige der Namen stehen auf beiden Listen (Sophia, Paul, Elias). So können die Kinder später selbst entscheiden, welchen Namen sie bevorzugen.
Mädchennamen monotoner, Jungennamen lautlich diverser
Die Namen der Mädchen sind in mehrfacher Hinsicht monotoner als die der Jungen: Erstens teilen sich mehr Mädchen als Jungen den gleichen Namen, insbesondere den Zweitnamen. Zweitens wiederholen sich in vielen Erstnamen relativ wenige Laute, indem sie sich die drei Vokale e, i und a sowie die vier weichen, als wohlklingend empfundenen Konsonanten m, n, l und r teilen: Emilia, Emma, Ella, Mila, Mia, Maria, Lina. Nur Clara (7) sowie (zwischen Rang 11 und 20) Frieda, Charlotte und Mathilda heben sich mit ihren härteren Konsonanten davon ab. Drittens enden neun der Top Ten auf -a. Dagegen enthalten die Zweitvornamen weniger lautliche Weiblichkeitssignale und insgesamt mehr unterschiedliche Laute (z. B. Elisabeth).
Bei den Jungennamen fällt der höhere Anteil an Kontrasten ins Auge. Ihr Spektrum an Vokalen und Konsonanten ist deutlich reichhaltiger. Auch rangieren sie von ein- bis dreisilbig und ihre Auslaute sind diverser. Auffällig ist der hohe Anteil an Hiaten (Vokalen in direkter Folge), so bei Noah, Leon, Luis, Elias unter den Top Ten, aber auch auf weiteren Rängen bei Matteo (13), Theo (18) und Liam (20).
Sogenannter Wohlklang ist heute das mit Abstand wichtigste Benennungsmotiv für Eltern. Eine Allensbachstudie von 2014 hat dies deutlich bestätigt, mehr noch für Mädchen- als für Jungennamen. Die lautliche Vielfalt bei den Jungennamen ist relativ jung. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren die Mädchennamen abwechslungsreicher und dynamischer (indem sie schneller wechselten). Jungen teilten sich dagegen oft über viele Jahre, manchmal Jahrzehnte hinweg die gleichen Namen (Michael, Andreas, Stefan), was auch mit ihrer generell länger andauernden Nachbenennung nach Verwandten erklärt wird. Damit bestätigt die Vornamengebung eine Angleichung der Geschlechter. Dazu gehört, dass seit wenigen Jahren Jungennamen auf -a in die Top-Positionen aufgestiegen sind (Noah, Luca).
Hintergrund der Aktion
Seit 1977 veröffentlicht die Gesellschaft für deutsche Sprache jährlich eine Liste mit den in Deutschland am häufigsten vergebenen Vornamen. Die Übersicht stützt sich auf die Daten der deutschen Standesämter. Teilgenommen haben diesmal über 700 Standesämter bundesweit, die insgesamt knapp eine Million Einzelnamen meldeten. Damit wurden die Namen von fast 90 % aller im vergangenen Jahr in Deutschland vergebenen Vornamen erfasst, die über 65 000 unterschiedliche Namen erhalten haben.