„Jamaika-Aus“ ist Wort des Jahres 2017
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden hat am 8. Dezember das Wort des Jahres 2017 bekannt gegeben. Sieger des sprachlichen Jahresrückblicks ist „Jamaika-Aus“. Das Wort stehe laut Jury nicht nur für die besonderen Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung, die sich nach der Bundestagswahl 2017 ergaben, sondern lenke den Blick auch auf eine interessante Wortbildung: Der Landesname Jamaika habe nicht nur eine neue Bedeutung angenommen, vielmehr sei auch die Aussprache eingedeutscht worden. Nachdem die englische Aussprache „Dschamäika“ bereits seit Langem zu „Dschamaika“ geworden sei, höre man am Wortanfang anstelle von „Dsch“ heute zunehmend auch ein „J“ wie in „Jahr“. Mit der Substantivierung das Aus werde umgangssprachlich auf das Ende, das Scheitern von etwas verwiesen. Die Zusammensetzung Jamaika-Aus bringe somit prägnant den komplexen Sachverhalt Abbruch der Sondierungsgespräche für eine schwarz-gelb-grüne Koalition zum Ausdruck.
Auf den zweiten Platz wählte die Jury „Ehe für alle“. Nach einem Bundestagsbeschluss vom 30. Juni gilt seit 1. Oktober 2017 die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Die verkürzende und daher leicht falsch zu interpretierende Formulierung für alle deute an, dass nach jahrelanger öffentlicher Debatte nun die rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen in Deutschland erreicht ist. Das Wort Ehe habe dadurch eine Bedeutungserweiterung erfahren: Es bedeute nicht mehr nur gesetzlich anerkannter Lebensbund zwischen Mann und Frau, sondern überhaupt gesetzlich anerkannter Lebensbund zwischen zwei Menschen.
Den dritten Platz belegte „MeToo“. Das englische me too heißt auf Deutsch: ich auch. Unter dem Hashtag
#MeToo lief ab Oktober 2017 eine Kampagne zur Anprangerung sexueller Übergriffe. Millionen von Frauen berichten seither unter diesem Schlagwort über eigene derartige Erlebnisse. Dadurch soll auf das Ausmaß des Problems aufmerksam gemacht werden.
Platzierungen 1 bis 10
- Jamaika-Aus
- Ehe für alle
- MeToo
- covfefe
- Echokammer
- Obergrenze
- Diesel-Gipfel
- Videobeweis
- „Denkmal der Schande“
- hyggelig
Häufigkeit nicht entscheidend
Das Wort des Jahres wurde in diesem Jahr zum 42. Mal bekannt gegeben. Erstmals gekürt wurde es 1971. Seit 1977 wird es jährlich von der GfdS gewählt. Eine Jury bestehend aus dem Hauptvorstand sowie den wissenschaftlichen Mitarbeitern der GfdS sammelt dafür regelmäßig mehrere Tausend Belege aus verschiedenen Medien und Einsendungen von Außenstehenden und wählt kurz vor Jahresende zehn Wörter und Wendungen aus, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben des aktuellen Jahres sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben. Für die Auswahl ist weniger die Häufigkeit eines Ausdrucks, sondern vielmehr seine Signifikanz und Popularität entscheidend: Auf diese Weise stellen die Wörter eine sprachliche Jahreschronik dar, ihre Auswahl ist dabei jedoch mit keinerlei Wertung oder Empfehlung verbunden.
Wörter der vergangenen Jahre
- 2016 postfaktisch
- 2015 Flüchtlinge
- 2014 Lichtgrenze
- 2013: GroKo
- 2012: Rettungsroutine
- 2011: Stresstest
- 2010: Wutbürger
- 2009: Abwrackprämie
- 2008: Finanzkrise
- 2007: Klimakatastrophe
- 2006: Fanmeile
- 2005: Bundeskanzlerin
- 2004: Hartz IV
- 2003: Das alte Europa
- 2002: Teuro
- 2001: Der 11. September
- 2000: Schwarzgeldaffäre
- 1999: Millennium
- 1998: Rot-Grün
- 1997: Reformstau
- 1996: Sparpaket
- 1995: Multimedia
- 1994: Superwahljahr
- 1993: Sozialabbau
- 1992: Politikverdrossenheit
- 1991: Besserwessi
- 1990: Die neuen Bundesländer
- 1989: Reisefreiheit
- 1988: Gesundheitsreform
- 1987: Aids, Kondom
- 1986: Tschernobyl
- 1985: Glykol
- 1984: Umweltauto
- 1983: heißer Herbst
- 1982: Ellenbogengesellschaft
- 1981: Nulllösung
- 1980: Rasterfahndung
- 1979: Holocaust
- 1978: konspirative Wohnung
- 1977: Szene
- 1971: aufmüpfig