Vater aus Berlin ist Sprachwahrer des Jahres 2023
Die Deutsche Sprachwelt in Erlangen hat am 19. Januar den Sprachwahrer des Jahres 2023 bekannt gegeben. Gewonnen hat ein Vater aus Berlin, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben will und darum kämpft, dass seine Kinder in der Schule nicht zum Gendern gezwungen werden. „Diese Ideologie gehört nicht in den Unterricht“, so der Sieger. 29,8 Prozent der Leser der Sprachzeitung waren offensichtlich seiner Meinung und gaben ihm dafür ihre Stimme. Da der Vater auf seine Briefen an Lehrer und Schulleitung keine Antwort erhielt, vergeblich um Gespräche gebeten hatte und auch von der Schulaufsicht abgewiesen worden war, war er letztlich vor das Berliner Verwaltungsgericht gezogen und betreibt auf Instagram den Kanal „Eltern gegen Gendersprech“. Nachdem der Eilantrag im März 2023 abgewiesen wurde, ist der Fall nun am Oberverwaltungsgericht anhängig.
Dicht dahinter auf Platz 2 landete der Sänger Heino mit 28,7 Prozent der Stimmen. Auch er hatte sich mit deutlichen Worten gegen das „Vergendern“ der deutschen Sprache gewandt. Im Herbst 2023 hatte er bei Sat.1 betont, dass er weiterhin Lieder wie „Lustig ist das Zigeunerleben“ singen werde, da sie ein Stück Kulturgut seien. Über Leute, die solche Volkslieder verbieten wollen, sagte er: „Denen haben sie ins Gehirn geschissen.“ und bekräftigte gegenüber RTL seine Kritik an Sprechverboten und am Gendern: „Ich lasse mir unsere schöne Sprache nicht wegnehmen.“
Den dritten Platz sicherte sich die Schweizer Schriftstellerin Donna Leon mit 16,1 Prozent. Sie hatte sich im Mai 2023 gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ gegen Zensur ausgesprochen: „Wir leben jetzt in einer Welt, in der man nichts schreiben darf, was Leser kränkt, überrascht, verletzt, verstört oder in irgendeiner anderen Weise Empfindlichkeiten berührt. Das gefällt mir ganz und gar nicht. Das nennt man Zensur.“ Literatur-Klassiker wie „Pippi Langstrumpf“ um vermeintlich rassistische Begriffe zu bereinigen, vergleicht Donna Leon mit der Geschichtsklitterung im Kommunismus: „Im Namen von Werten und Moral redigieren die Leute die Vergangenheit um – genauso, wie es die Kommunisten in Rußland gemacht haben.“ Wer eben noch am Tag des Sieges mitmarschiert sei, sei im nächsten Jahr schon wieder aus dem Foto retuschiert worden. Die Schriftstellerin trete dafür ein, die Sprache der Vergangenheit als Teil der Geschichte anzuerkennen.
Hintergrund der Aktion
Seit dem Jahr 2000 wählen die Leser der Deutschen Sprachwelt jährlich den Sprachwahrer des Jahres, um vorbildlichen Einsatz für die deutsche Sprache zu würdigen. Die Deutsche Sprachwelt ist mit rund 80 000 Lesern die größte deutsche Zeitschrift für Sprachpflege und Sprachpolitik. Sie ist Sprachrohr und Plattform einer ständig wachsenden Bürgerbewegung, die sich um die deutsche Sprache sorgt, und tritt für die Erhaltung einer lebendigen deutschen Sprache und für ein neues Sprachbewusstsein ein.
Sprachwahrer der vergangenen Jahre
- 2022: Volksgruppe der Deutschen in der Republik Polen
- 2021: Matthias Berger
- 2020: Dirk Rabe
- 2019: Uwe Steimle
- 2018: Sebastian Kurz
- 2017: Der Postillon
- 2016: Miroslav Klose
- 2015: Sebastian Zidek
- 2014: Johannes Singhammer
- 2013: Deutsche Bahn
- 2012: Frank Plasberg
- 2011: Loriot
- 2010: Peter Ramsauer
- 2009: Karl-Theodor zu Guttenberg
- 2008: Pro Deutsche Welle
- 2007: Porsche AG
- 2006: Edda Moser
- 2005: Stadt Mühlhausen
- 2004: Mathias Döpfner
- 2003: Akademiepräsidenten
- 2002: Reiner Kunze
- 2001: Theodor Ickler
- 2000: Karl-Heinz Requard