MZ-Radpartie 2024 – mein Erlebnisbericht

In eigener Sache

MZ-Radpartie 2024 – mein Erlebnisbericht

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Heute war es endlich so weit: Die MZ-Radpartie fand wieder statt! Inzwischen wechselt sich die Mitteldeutsche Zeitung jährlich mit der Magdeburger Volksstimme als Veranstalter ab, wo die MZ-Radpartie (zuletzt 2022) VS-Radpartie heißt (erstmals 2023).

In diesem Jahr hatte ich mich für die 45-km-Tour entschieden. Kurz nach dem Start, es dauerte nicht lange, musste ich auch schon wieder anhalten. Nicht etwa weil ich eine Panne hatte – nein, ich hatte ein Motiv entdeckt, das ich fotografieren wollte. Alle fuhren sie also an mir vorbei und ich stand da am Straßenrand und suchte die beste Stelle für mein Foto. Kaum war es im Kasten, ging es auch schon für mich weiter. Apropos Panne – ein paar Zwischenfälle gab es kurz darauf dann aber doch: Zur Anmeldung hatte diesmal jeder einen kleinen Sportbeutel erhalten. Dieser rutschte mir an einer Ampel halb weg. Ich ärgerte mich natürlich und dachte schon, er sei gleich zu Beginn kaputtgegangen. Ein älterer Herr, der gerade an mir vorbeiwollte, besänftigte: „Das ist nur der Knoten.“ – und tatsächlich war der Knoten nur durch eine der Ösen gerutscht. Das war mir anschließend noch zwei weitere Male passiert, sodass ich den Sportbeutel schließlich noch einmal komplett absetzte und sicherheitshalber auf beiden Seiten zusätzliche Knoten reinmachte, damit alles „bombensicher“ saß. Anschließend hatte ich die ganze Tour über dann keine Probleme mehr.

Kurz vorm Hauptpausenort fuhr ein kleiner Steppke neben mir, der mir irgendwie aufgefallen war: kleiner Junge mit Helm, kleinem Fahrrad und flinken Beinen. Ich hatte ihn gerade überholt, da dauerte es nicht lange und er kam ein wenig an mich herangefahren: „Ich hab mal eine kurze Frage: Welche Strecke ist das hier gerade?“ Ich antwortete: „Die 45 km.“ und: „Ah, du hast auch einen roten Zettel.“ – das Erkennungszeichen für mich, dass er dieselbe Tour fuhr. Er meinte: „Gut, dann bin ich richtig.“ und erzählte mir, dass sein Bruder, der Kopfschmerzen hatte, und Onkel weiter hinten fuhren. „Ich wollte schon fragen, ob du ganz alleine fährst.“ erwiderte ich. So ging das ein paarmal: Er hat irgendwie immer schon auf Fragen geantwortet, die ich noch gar nicht gestellt hatte. Kurz darauf erzählte er mir nämlich, dass das seine erste Tour sei. Ich so: „Das wollte ich auch gerade fragen. Und dann gleich 45 km, das ist mutig.“ Er fragte noch ein paar Details zu meinem Rad und gegen 12 Uhr waren wir auch schon am Hauptpausenort. Danach habe ich ihn nicht noch mal gesehen.

Am Hauptpausenort gab es so viel zu sehen und zu entdecken, dass ich diesmal im Gegensatz zu meinen bisherigen MZ-Radpartien wirklich viel fotografiert habe. Eine gute Stunde verbrachte ich dort: aß etwas, trank etwas und fotografierte jede Menge. Zum Schluss ging es für mich noch einen Turm hoch, von dem aus man einen echt schönen und noch mal ganz anderen Blick hatte. Von dort oben sah ich, dass mein Rad inzwischen ganz mutterseelenallein stand. Also machte dann auch ich mich auf den Rückweg.

Kurze Zeit später, ich hatte schon wieder andere Leute um mich (das wechselt bei diesen Touren ständig), hörte ich eine Frau hinter mir sagen: „Das ist ja süß.“ Ich wusste erst gar nicht, was sie meinte, dann aber sah ich es bzw. ihn: Da stand ein Junge mit Pappschild, das er hochhielt und auf dem stand: „Viel Spaß! :-)“ Ich sagte zu der Frau hinter mir: „Das ist ja wirklich süß.“ und sie meinte daraufhin: „Vor allem: Viel Spaß – und er muss da stehen.“ Etwas weiter auf dem Rückweg wunderte ich mich, wieso sich plötzlich so viele unserer Fahrer stauten, und dachte spontan an einen Unfall oder irgend so etwas. Dann merkte ich: Dort gab’s schon wieder Getränke. Das schien neu zu sein: Bisher hatte es meiner Meinung nach nur auf dem Hinweg etwas gegeben. Da ich noch etwas zu trinken hatte, habe ich mir hier nichts geholt, wollte mir aber auch eine kleine Pause gönnen. Also stellte ich mein Fahrrad ab und lief auf eine Bank zu. „Ist hier noch frei?“, fragte ich die ältere Dame, die mich dann Platz nehmen ließ. Während ich mich schon hinsetzte, meinte sie: „Vorsicht“ und ich ergänzte fragend, ob die Bank kippele (ja). Es war aber alles unfallfrei verlaufen. Wir kamen ins Gespräch. Ich erzählte, wie mir die Radtour Spaß mache und wie toll das wieder organisiert sei etc. Sie erzählte, dass sie ebenfalls allein fuhr, weil eine Kumpeline, wie sie sagte, sie versetzt habe. Diese hatte eigentlich auch gebucht, dann aber eine Reise nach England angetreten. „Unfreundschaftlich, aber gut …“ – ihr war anzumerken, dass sie (zu Recht) sehr verärgert war. Sie erzählte, dass sie nicht aus Halle komme, eine neue Hüfte habe und später noch mit einer alten Dame auf dem MZ-Gelände verabredet sei, die sie nur zufällig kennengelernt habe. Wir beschlossen dann, zusammen zurückzufahren.

Meine Begleitung war froh, jemand Ortskundigen an ihrer Seite zu haben. Als urplötzlich der Gertraudenfriedhof links von mir auftauchte, sagte ich: „Der Gertraudenfriedhof! Jetzt weiß ich, wo wir sind.“ Während wir weiterfuhren, erklärte ich: „Geradeaus geht’s zum Goldberg, da, wo die kleinste Tour hinführt.“ Als ich kurz darauf Otto-Stomps-Straße las, sagte ich: „Jetzt sind wir gleich da!“ und mein Gehirn vervollständigte: Jetzt müssen wir nach rechts. Es kam dann auch ein Pfeil, allerdings war sich meine Begleitung sicher, dass dieser geradeaus zeigte. Sie fuhr rechts von mir, ich wollte dorthin ausscheren, entschuldigte mich, lenkte schnell noch ein und hielt an. „Wo müssen wir denn nun lang?“, fragte ich die Radfahrer vor uns, die plötzlich zurückkamen. „Rechts.“ Obwohl ich mir ja eigentlich sicher gewesen war, war ich dann aber doch kurz verunsichert gewesen. Zum Glück ist nichts passiert.

Gegen 15:30 Uhr am Ziel angekommen, bekamen wir unsere Ansteckpins, die es jedes Jahr am Ende gibt, und suchten uns eine Bank mit Sonnenschirm. Meine Begleitung guckte auf ihrem Handy, ob ihre Verabredung schon geschrieben hatte: hatte sie, bereits 13 Uhr noch was; sie sitze in einem Strandkorb in der Nähe der Bühne. Während meine Blicke das Gelände absuchten, erspähte ich bei einem der Strandkörbe eine ältere Dame und überlegte schon, ob sie es sein könnte. Sie war es tatsächlich. „Ich hol sie mal, sie ist ganz nett“, meinte meine Begleitung. „Alles klar, ich warte hier und passe auf“ (auf die Wertsachen), erwiderte ich. Dann kamen sie gemeinsam zurück. Die alte Dame stellte sich mir vor: Sie sei die Gisela. Meine Begleitung (bis dahin waren wir per Sie): „Das ist die Gisela, ich bin die Irmgard und du bist?“ Und so plauderten wir und gucken nicht auf die Uhr. Im Laufe des Gesprächs erfuhr ich, dass Gisela bereits 81 Jahre alt ist, und Irmgard erzählte, dass sie 1950 geboren sei. „Ein falscher Fuffziger“, ergänzte sie spaßig.

Gisela erzählte, sie sei schon kurz nach 12 Uhr auf dem MZ-Gelände gewesen, habe sich bereits umgesehen und es gebe leckeren Kuchen. „Ich lad euch ein! Das ist meine Stadt“, bot sie an (da wusste sie noch nicht, dass ich auch aus Halle komme). Eigentlich hatte ich mir ein Eis holen wollen, aber als ich eingeladen wurde, dachte ich mir: Dann kannst du auch Kuchen essen. Gisela zählte auf, was sie zuvor ausfindig gemacht hatte: Apfel, Pflaume und Schoko mit Kokos. Ich entschied mich für Pflaume. Kurz darauf kamen beide zurück mit einmal von allem – und sogar noch Kaffee dazu! Den Kuchen hatte die Verkäuferin halbiert (wusste offensichtlich nicht, dass wir zu dritt waren). Aber Gisela – für alles gewappnet, wie mir schien – zückte ihr Taschenmesser und setzte an. Irmgard zu ihr: „Von der Pflaume hier machst du ein größeres Stück, das kriegt die Bianca.“

Während wir da so saßen, meinte Gisela, wir seien bestimmt ganz schön erschöpft. Irmgard: „Erschöpft? Wovon denn?“ Recht hatte sie. Gisela meinte dann, 17 Uhr sei Schluss auf dem Gelände. Als ich mich umsah, fingen die Mitarbeiter tatsächlich schon an, abzubauen. Auch das habe ich noch nie zuvor miterlebt – was aber daran liegt, dass ich die Jahre zuvor (allein) noch nie so lange geblieben bin.

Anschließend wollte Gisela gern noch Fotos machen: wir alle im Strandkorb. Irmgard machte auch welche und zum Schluss bat dann ich sie, auch von mir eines zu machen. Kurz vorm Verabschieden meinte Irmgard noch, sie freue sich, mich kennengelernt zu haben, und dass es sehr angenehm gewesen sei, was ich nur zurückgeben konnte. Vorher hatte sie auch schon gemeint, die Rückfahrt sei so schnell vergangen, weil wir ja viel geredet hätten.

Ich hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, dann aber doch noch kurz vor Schluss wieder einen netten Kontakt geknüpft. So wird mir auch die diesjährige MZ-Radpartie wieder als ganz besonderes Erlebnis in Erinnerung bleiben.

Hier geht’s zu meinem Erlebnisbericht der MZ-Radpartie 2022.

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