Continental ist Sprachpanscher des Jahres 2025
Der Verein Deutsche Sprache e. V. (VDS) hat am 1. September den Sprachpanscher des Jahres 2025 bekannt gegeben. Gewonnen hat diesen Negativ-Preis der Reifenhersteller Continental. Der Kunde sei dort zumindest sprachlich kein König: Kritisiert werde die wirre Denglisch-Mischung und das einhergehende Ignorieren der Kundschaft. „Continental schafft es, sich fortschrittlich zu geben und dabei diejenigen zu vergessen, die sie eigentlich ansprechen wollen: die Kunden“, sagt Prof. Walter Krämer, Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache. „Englisch mag modern klingen“, so Krämer weiter, „aber das unreflektierte Nutzen dieser Fremdsprache zeigt nur, wie wenig Wert man als Unternehmen auf diejenigen legt, denen man sein Produkt verkaufen möchte. Der Kunde möchte verstehen, was er kauft, es gibt keinen Grund für ein Unternehmen, sich hinter Fachbegriffen zu verstecken.“ Die Continental AG eskalierte ihr Denglisch mit Werbebotschaften wie: „Die Terra Gravel Range ist ausgestattet mit unseren neuesten Innovationen, darunter BlackChili und Pure Grip Compound, unsere fortschrittliche Tubeless- und Hookless-Technologie und führt Grip Compound für Trail Casings ein.“
Auf Platz 2 wählten die VDS-Mitglieder den Bund Deutscher Radfahrer, der jetzt pseudo-modern „German Cycling“ heißt. „Jeder versteht, was die ursprüngliche Bezeichnung bedeutet“, sagt Krämer, „der neue englische Name heißt übersetzt ‚Deutsches Radfahren‘. Was soll das sein? Gibt es eine besonders vermeintlich deutsche Art, zu radeln? Da wurde einfach unreflektiert etwas ausgedacht, in dem sich wohl die wenigsten Mitglieder gedanklich wirklich wiederfinden.“
Platz 3 geht an Landrat Marco Prietz (Rotenburg/Wümme). Er machte Schlagzeilen mit einer Dienstanweisung, in der amtlichen Kommunikation „nur noch weibliche statt männliche“ Amtsbezeichnungen zu verwenden, und zwar „aus Gründen der besseren Lesbarkeit“ (APUK berichtete). Die Mehrzahl der Beschäftigten sei schließlich weiblich. Er selbst machte sich damit zur Landrätin.
Auf Platz 4 landete die Stadt Chemnitz, die unter dem Motto „C the Unseen“ in die Kulturhauptstadt 2025 einlud. Warum Besucher ausgerechnet auf Englisch für die Stadt begeistert werden sollen, sei nicht bekannt.
Platz 5 erreichte die Bayerische Zugspitzbahn. Ihr unfreiwillig komischer Werbespruch „We love Wank“ meine eigentlich den Hausberg von Partenkirchen, den Wank. Auf Englisch heißt „to wank“ allerdings „masturbieren“ – was dem Ski-Weltverband zu schlüpfrig gewesen sei, weshalb er entsprechende Werbebotschaften bei seinen Rennen untersagt habe.
„Erneut haben die Sprachpanscher-Kandidaten dieses Jahr gezeigt, dass sie als Absender ihrer Botschaft ihre Adressaten aus dem Blick verloren haben“, so Krämer, „Sprache soll verbinden, nicht trennen. Wer sich mit Sprache so absetzt, dass er einen Teil der Sprachgemeinschaft außen vor lässt, zeigt, wie wenig ihm an ihr gelegen ist.“
Hintergrund der Aktion
Der Negativ-Preis „Sprachpanscher des Jahres“, ursprünglich „Sprachschuster des Jahres“, wird seit 1997 vom Verein Deutsche Sprache e. V. verliehen und zeichnet Personen oder Institutionen für besondere sprachliche Fehlleistungen aus. Der Verein kritisiert, dass oftmals Anglizismen verwendet werden, obwohl es gebräuchliche deutsche Bezeichnungen dafür gibt. Mit der sprachkritischen Aktion sollen Politik, Wirtschaft und Presse einen Denkanstoß bekommen und für die Ausdruckskraft der deutschen Sprache sensibilisiert werden.
Sprachpanscher der vergangenen Jahre
- 2024: Prof. Ursula M. Staudinger
- 2023: Bettina Stark-Watzinger
- 2022: Prof. Ulrike Lembke
- 2021: Ursula von der Leyen
- 2020: Tagesschau und heute-Nachrichten
- 2019: Hannovers Ex-Oberbürgermeister Stefan Schostok
- 2018: Deutscher Fußballbund
- 2017: Evangelische Kirche Deutschlands
- 2016: ZDF
- 2015: Prof. Dr. Wolfgang A. Herrmann
- 2014: Ursula von der Leyen
- 2013: Duden
- 2012: Andrew Jennings
- 2011: René Obermann
- 2010: Fritz Pleitgen
- 2009: Deutscher Turner-Bund
- 2008: Klaus Wowereit
- 2007: Hartmut Mehdorn
- 2006: Günther Oettinger
- 2005: Prof. Dr. Herbert Beck
- 2004: Markus Schächter
- 2003: Dr. Gerhard Mayer-Vorfelder
- 2002: Dr. Klaus Zumwinkel
- 2001: Wolfgang H. Zocher
- 2000: Prof. Dr. jur. Andreas Heldrich
- 1999: Dr. Johannes Ludewig
- 1998: Ron Sommer
- 1997: Jil Sander*
* Im ersten Jahr hieß die Aktion noch „Sprachschuster des Jahres“; Anmerkung Auf Punkt und Komma.