Vor 20 Jahren wurde das erste Video auf YouTube hochgeladen. Seitdem hat sich nicht nur die Plattform selbst, sondern auch unsere Sprache erheblich verändert. Begriffe wie „Katzenvideo“, „Vlog“ und „Fanbase“ haben ihren Weg in den Duden gefunden. Doch was sagt das über unsere Kommunikation und unser gesellschaftliches Miteinander aus?
YouTube und der Einfluss auf die deutsche Sprache
Anlässlich des 20. Geburtstags von YouTube haben die Plattform und der Duden gemeinsam untersucht, inwiefern die Creator der Plattform den deutschen Sprachgebrauch geprägt haben. Welche Begriffe wären ohne YouTube kaum denkbar? Welche Bedeutungen haben sich verschoben? Und was passiert, wenn sich digitale Nischenbegriffe in die Alltagssprache einschreiben?
Sprache als Spiegel der Gesellschaft
„Sprache spiegelt gesellschaftlichen Wandel – und auf YouTube wird seit 20 Jahren das Rohmaterial dafür geliefert. Der Duden zieht die sprachwissenschaftlichen Schlüsse daraus“, erklärt Dr. Laura Neuhaus, Leiterin der Dudenredaktion. Wörter wie „Unboxing“, „Livestream“ oder „Challenge“ zeigen, wie sich neue Kommunikationsformen entwickelt haben, die ohne digitale Plattformen kaum denkbar wären.
Ein Blick auf neue Begriffe im Duden
Das Wort „YouTube“ fand als „Internetportal für Videos“ bereits 2009 seinen Weg in den Duden, gefolgt von zahlreichen weiteren Begriffen, die durch YouTube-Creator populär wurden. Hier ist eine Übersicht einiger ausgewählter Begriffe und ihrer Aufnahmejahre in den Duden:
- 2009: YouTube
- 2014: Videopodcast
- 2017: Challenge, Livestream, Livestreaming, Stream, Thumbnail
- 2020: Katzenvideo, Influencerin, Unboxing, Videoportal, YouTube-Kanal, YouTuberin
- 2024: Fanbase, Prank, Vlog
Diese Begriffe erzählen nicht nur von neuen Kommunikationsformen, sondern auch von einer veränderten Art der Wissensvermittlung und des Gemeinschaftsbildens.
Von der Plattform in den Alltag
Ein besonderer Blick gilt der Sprache der Creator. „Auf YouTube wurde Sprachgeschichte geschrieben“, so Neuhaus. Schon früh habe sich auf der Plattform eine direkte, ausdrucksstarke Sprache entwickelt – geprägt von Anglizismen, Bewertungen und Nahbarkeit. „Seine Sprache wurde sogar wissenschaftlich analysiert“, sagt sie mit Bezug auf den Creator Rezo, dessen Wortwahl eine neue Ausdrucksstärke in die Kommunikation integriert habe.
Bemerkenswert sei auch die Geschwindigkeit, mit der sich Sprache auf YouTube weiterentwickelt. Wer Inhalte kreiert, möchte sichtbar und ansprechend sein – und genau das fördere die Entstehung neuer Begriffe und kreativer Ausdrucksformen. YouTube werde dadurch zu einem sprachlichen Innovationsmotor, so Neuhaus, wobei auch die visuelle Struktur der Videos – mit Schnitten, Infografiken, Kapiteln – den sprachlichen Rhythmus verändere.
Der Dudenkorpus: Ein Fenster zur Sprachentwicklung
Diese sprachlichen Veränderungen lassen sich im Dudenkorpus verfolgen, einer digitalen Sprachdatenbank, in der täglich Millionen Wörter aus Büchern, Zeitungen, Online-Plattformen und sozialen Medien erfasst werden. Die weit verbreitete Nutzung von Begriffen wie „Vlog“ und die veränderte Bedeutung von Wörtern wie „Abo“ haben ihren Ursprung in der Nutzung auf YouTube. Fast schon alltäglich gewordene Ausdrücke wie „Katzenvideo“ oder „Videoplattform“ sind heute fest im Duden verankert.